Zur Person: Willi Laub
Ein halbes Menschenleben lang, von 1928 bis 1966, ausgenommen die Jahre der Naziherrschaft, prägte Willi Laub das Geschehen in St. Ilgen. Es waren durchweg schwierige Zeiten, gezeichnet von weltpolitischen Krisen und bitterer Not, aber auch vom Willen der Bevölkerung, Zerstörtes wieder aufzubauen. Willi Laub, geboren am 1. April 1900, begann seine öffentliche Karriere 1926 im Bürgerausschuß. Schon 1928 wurde er zum Bürgermeister gewählt. Landrat Kiefer stellte bei der Verpflichtung fest, daß Willi Laub der jüngste Bürgermeister im Land Baden sei, und verlieh ihm den Beinamen "Benjamin" . Die ersten Jahre seines Wirkens standen im Zeichen der Weltwirtschaftskrise. Die zunehmende Arbeitslosigkeit stellte täglich neue Probleme. Mit der Regulierung von vielen Gräben und Wasserläufen und der Einfriedung und Einzäunung des Friedhofes sorgte die Gemeinde für Arbeit und damit die Unterstützung der Arbeitslosen. Im November 1926 war Willi Laub der SPD beigetreten. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurden SPD und KPD verboten und alle Mitglieder dieser Parteien ihrer öffentlichen Ämter enthoben. So mußte auch der Bürgermeister von St. Ilgen sein Amt am 20. September 1933 aufgeben. Von jeder Möglichkeit ausgeschlossen, sich politisch zu betätigen, widmete er sich in den folgenden Jahren seinem Malerbetrieb. Die Einberufung zum Wehrdienst erfolgte 1941. Nach der Entlassung aus amerikanischer Gefangenschaft kehrte er nach St. Ilgen zurück und wurde bereits im Juli 1946 von der Besatzungsmacht in sein altes Amt als Bürgermeister eingesetzt. In diesem Amt bestätigt wurde er 1948 - nach einer Änderung der Gemeindeordnung - durch die Bevölkerung mit einer deutlichen Mehrheit. Wie schon 1928 warteten auch diesmal fast unlösbare Aufgaben auf ihn. Geld war nicht vorhanden, dafür warteten viele Flüchtlinge und Vertriebene auf ein Dach über dem Kopf. Zahlreiche Baumaßnahmen im Probsterwald und in der Waldsiedlung beruhen auf dem Strom von Flüchtlingen der 40er und frühen 50er Jahre. Auch als Willi Laub 1954 für jetzt zwölf Jahre wiedergewählt wurde, war die finanzielle Lage der Gemeinde noch angespannt. So war man beim Bau des dringend benötigten Kindergartens auf Sonderopfer der Bevölkerung angewiesen. Erst gegen Ende der 50er Jahre konnte die Gemeinde mit der Einführung der Müllabfuhr, dem Bau einer Kanalisation, eines neuen Schulhauses und einer Friedhofshalle öffentliche Einrichtungen schaffen, die wir uns heute nicht mehr aus unserem Dasein wegdenken können. Am 31. Januar 1966 trat Willi Laub in den Ruhestand. Für sein Engagement wurde er mit der Ehrenbürgerschaft der Gemeinde St. Ilgen und dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Er verstarb im Jahre 1977. Auf Initiative des SPD-Ortsvereins wurde der Rathausvorplatz in St. Ilgen nach ihm benannt.
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