Ein Vorgang von 1933

Nachdem die Sozialdemokratische Partei Deutschlands 1933 verboten worden war, wurde bei allen Ortsvereinen das "Vermögen der SPD" beschlagnahmt.

Während die "S.P.D. Leimen und Nußloch weder eine Kasse noch ein Kassenbuch noch sonst etwas hatten, was hätte beschlagnahmt werden können", fand die Gendarmerie in St. Ilgen beim Vorstand und Kassier, Philipp Herd, in der Bahnhofstrasse 246, folgende Gegenstände, wie aus dem Protokoll vom 16. Mai 1933 des damaligen Gendarmerie-Hauptwachtmeister hervorgeht: " 1. Ein Blechkasten, 2. Eine kleine Zigarrenkiste mit 1,32 Mark Inhalt, 3. Ein Stempel mit Stempelkissen, 4. Papiersachen, 5. zwei Kassierbücher, 6. zwei Protokollbücher, 7. vier Abrechnungsbücher und 8. drei Mitgliedsbücher, letztere waren alt und wurden zurückgelassen. Die übrigen Sachen werden gelegentlich auf dem Dienstweg in Heidelberg abgeliefert."

Im Oktober 1934 begann dann ein lebhafter Briefwechsel zwischen dem Bezirksamt Heidelberg, den früheren Wachtmeister der Station Leimen, der in der Zwischenzeit in Bruchsal tätig war, und dem derzeitigen Wachtmeister der Station Leimen. Ursache hierfür war das Nichtauffinden des Blechkastens und der anderen Unterlagen.

Der frühere Gendarmerie-Hauptwachtmeister berichtete, "dass ich den Betrag von 1,32 Mark - beschlagnahmt bei der S.P.D.-Ortsgruppe St. Ilgen - an die Bezirkskasse Heidelberg abgeliefert habe. Quittung hierfür ist angeschlossen. Den Blechkasten habe ich mit Stempel und Kissen und den übrigen beschlagnahmten Büchern entweder auf dem Rathaus in St. Ilgen oder aber in Leimen sichergestellt. Wenn ich mich richtig entsinne, stand er immer auf Zimmer 4 des Rathauses in Leimen, das etwa ein Jahr lang von der Gendarmerie Leimen als Dienstzimmer benützt worden war. Er kann in Leimen auch auf einem anderen Zimmer stehen, sehr wahrscheinlich befindet er sich aber dort, denn dort habe ich ihn meines Wissens noch kurz vor meiner Versetzung gesehen. Anfänglich sollten diese Sachen auf das Dienstzimmer in Heidelberg gebracht werden, da aber dort kein Platz war, wurden sie in Leimen oder St. Ilgen auf dem Rathaus belassen."

So war es dann auch, denn aus Leimen wurde im November 1934 berichtet: "Die Erhebungen haben ergeben, dass 1 Blechkasten auf dem Rathaus in Leimen sich befindet. Ausserdem sind noch 7 Stempel marxistischer Vereine vorhanden. Von diesen Stempel wurde anfänglich der Beschlagnahme das Gummi mit der Aufschrift entfernt. Die Stempel sowie der Blechkasten haben keinen Wert und es wäre zu empfehlen, dass diese Sachen vernichtet werden würden. Der Blechkasten ist 42/28 cm gross. Das Schloss ist beschädigt, ausserdem ist der Griff abgebrochen und nicht mehr vorhanden."

Hierauf forderte das Bezirksamt in Heidelberg: "Der im Rathaus in Leimen verwahrte Blechkasten nebst 7 Stempeln von der ehem. S.P.D. St. Ilgen ist zu vernichten und der Vollzug sofort zu melden."

Was wohl auch geschah - 1934.


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