100 Jahre SPD OV St. Ilgen
Aufmüpfiges und besinnliches zum Festakt 1991
(Bericht aus der RNZ)
Leimens SPD-Ortsverein St. Ilgen feierte 100jähriges Bestehen in der Aegidiushalle Schwarzrotgold in Flaggenform und die lokalen Nationalfarben des Wappens mit den drei roten Rüben bildeten den Rahmen. Dazwischen prangte – weiß auf blau – der Anlass der Dekoration in großen Lettern: „100 Jahre SPD St. Ilgen“. Das war Grund genug für einen Festakt, der am Samstagabend einige Gäste in Leimens Aegidiushalle lockte. „Mit feuchten Händen“, wie er sagte, hieß sie Ortsvereinsvorsitzender Hans-Henning Mohring in familiärer Atmosphäre willkommen. Und schon ging es los mit dem kurzweiligen Programm. Der örtliche MGV unter Leitung von Gerhard Schramm sang kehlenstark ein fröhliches „Holladihiaho“, der Musikverein spielte unter Hans Bongartz den Weber’schen „Freischütz“-Marsch und Kreisvorsitzender MdB Gert Weisskirchen, dessen Begrüßung durch Mohring – „in Bonn dazu beigetragen, dass Berlin die Mehrheit bekam“ – eine Mischung aus Klatschen und Pfeifen ausgelöst hatte, schritt zu den Ehrungen: Egon Kraft und Robert Voth wurden für 40jährige Parteitreue ausgezeichnet; die beiden anderen zu Ehrende – Willi Harsch wegen 65 Jahre und der „25jährige“ Hans Bopp – waren bedauerlicherweise verhindert. Nun kam die Reihe an Helmut Göschel, den Landtagsabgeordneten, der wegen der Neueinteilung der Wahlkreise 1992 nicht mehr in Leimen kandidiert. Statt einer der Chronik, die auf Recyclepapier gedruckt als Mitnahmesouvenir auslag, ging der gelernte Lehrer in seiner Festansprache auf die katastrophalen Lebensbedingungen der Arbeiter im Gründungsjahr 1891 ein, auf die Überwachung der Sozialdemokratie durch die „Bismarck’sche Stasi“, auf das Erfurter SPD-Programm, dessen Forderungen etwa nach freien Wahlen, Gleichberechtigung, freie Meinungsäußerung heute demokratisches Gemeingut seien. Göschel erwähnte den 1928 gewählten und mit Unterbrechung im Nazi-Deutschland bis 1966 amtierenden SPD-Bürgermeister Willi Laub und auch den Kampf der SPD gegen eine Fusion mit Leimen. Die Funktion festaktprogrammatischer Brückenbildung übernahm Musik: Angespornt vom vornehmen Applaus sang Gabriele Soyka zur Gitarrenbegleitung von Bernhard Weber Aufmüpfiges aus dem 19. Jahrhundert und im friedensbewegten Liedermacherstil der 70er Jahre Besinnliches aus der Gegenwart. Die Genossen vom Ortsverein Leimen servierten dazu schöne Tellerschnitzel und wer wollte bekam vom Leimener SPD-Vorsitzenden auch reinen Wein eingeschenkt – vorzugsweise Müllers Thurgau. Gute Erinnerungen an die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den geradlinigen Persönlichkeiten, die der Ortsverein hervorgebracht habe und die für sich in Anspruch nehmen konnten, stets für das Wohl der Gemeinde zielorientiert gearbeitet zu haben, hegte in seinem Grußwort Leimens und früherer St. Ilgener Bürgermeister Herbert Ehrbar. Hartes Ringen um einzelne Problemlösungen habe das nie ausgeschlossen, aber häufig gebe es erst nach hartem Ringen ein gutes Ergebnis zu verzeichnen. Grüße „vom großen Bruder“, dem Ortsverband Leimen, entrichtet Dr. Manfred Schechter, der die Schürze mit dem Sakko vertauscht hatte und sich ein „Beispiel für die dünne Personaldecke der Parteien“ nannte. Lacher erntete Grünen-Stadtrat Ralf Frühwirt – „ich hab‘ kein Parteiamt, ich bin die Basis“ – für seine Einladung zum 100. Jubiläum der Grünen anno 2082. Weitere Glückwünsche steuerten die SPD-Ortsvereine von Sandhausen, Nußloch und Walldorf bei sowie der CDU-Stadtverband Leimen und von den örtlichen Vereinen die AWO, das Partnerschaftskomitee Tigy, die Freiwillige Feuerwehr, der Kleintierzuchtverein, der FC Badenia, der MSC und der Turnverein |