Leserbrief von Jane Mattheier
zur RNZ-Beilage „ Für unsere Kinder“ des Kultusministeriums am 3. Februar 2010

Jane Mattheier
Karl-Millöcker-Weg 4
69181 Leimen
3. Februar 2010


Mit was für Schlagworten hat diese Landesregierung ihre Bürgerinnen und Bürger nicht schon freudig konfrontiert: „Kinderland Baden-Württemberg“, „Bildungsoffensive“ und jetzt: „Bildung: sehr gut“. Frei nach dem Motto „Tu Gutes und sprich darüber“ lobt sich der Kultusminister über den grünen Klee und weist sich selbst erst einmal eine hervorragende Bildungsförderung aus. Aber eine Sache schön reden, bedeutet ja noch lange nicht, dass das auch die Realität ist.

Das KUMI gibt 2,5 Millionen € für eine Informationskampagne über bildungspolitische Themen aus, da man bei einer Umfrage letzten Monat festgestellt hat, dass die Bürgerinnen und Bürger gar nicht über die guten Taten ihrer Regierung bescheid wissen. Man verspricht zum Beispiel kleinere Klassenteiler ab dem Schuljahr 2010/11. Dieser soll kontinuierlich von jetzt 32 auf sagenhafte 28 heruntersinken. Das ist, wenn man es genau betrachtet, aber nicht der Verdienst der Landesregierung, sondern ein Ergebnis der Geburtenentwicklung. Lehrer- und Elternverbände fordern die Herabsenkung des Klassenteilers schon seit Jahren, denn, sind wir mal ganz ehrlich: Auch in einer Klasse mit 28 Schülerinnen und Schülern hat eine Lehrkraft alle Hände voll zu tun, ist ein chancengleiches Lernen nur für die Guten gewährleistet. Vor allem, wenn die Schüler sich im gymnasialen G8-Zug befinden.

Beim bevorstehenden Doppelabitur 2012, d.h. bei der Zusammenführung des letzten G9- und des ersten G8-Jahrgangs im nächsten Schuljahr, verspricht das KUMI keinerlei Schwierigkeiten, da man die doppelte Anzahl der Lehrkräfte zur Verfügung stelle. Auch das erweist sich als Mogelpackung, da man bei doppelt soviel Schülern in einem Jahrgang logischerweise auch entsprechend mehr Lehrkräfte für diesen Jahrgang braucht. Die werden aber nicht neu eingestellt, sondern sind selbstverständlich schon da. 185 neue Lehrer im ganzen Land sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein, Herr Rau! Nicht erst seit die Landeselternbeiratsvorsitzende Staab, selbst CDU-Mitglied, aus Frust zurückgetreten ist, weiß auch die Öffentlichkeit, dass hier in Baden-Württemberg in Sachen Bildung einiges im Argen liegt. Schade eigentlich: Mit den 2,5 Millionen €, die diese Werbekampagne kostet, und die leider doch nur eine vorgezogene Wahlkampfmaßnahme ist, hätte man auch etwas Sinnvolles tun können. Zum Beispiel tatsächlich mehr Lehrerinnen und Lehrer einstellen, oder die Schulen mit zusätzlichen pädagogischen Kräften ausstatten. Eltern und Schülerinnen und Schüler sind auch Wähler, das sollte man in Stuttgart nicht vergessen. Fazit:“ Bildung: mangelhaft“ ist wohl eher die Devise.

Jane Mattheier
Elternbeiratsvorsitzende des Friedrich-Ebert-Gymnasium Sandhausen
SPD-Stadträtin in Leimen