Leserbrief von Wolfgang Krauth
zum Artikel "Beirat umgetauft in Jugendgemeinderat"

Wolfgang Krauth
Troppauer Weg 6
69181 Leimen
27. November 2003


An die Redaktion der Rhein-Neckar-Zeitung

Sehr geehrte Damen und Herren,

Gar nicht freuen wollte sich die CDU ... über eine Umbenennung ...: Der bisherige ‚Jugendbeirat’ war seitens der Verwaltung in ‚Jugendgemeinderat’ umgetauft worden.“ So war es kürzlich in der RNZ zu lesen. Abgesehen davon, dass es nicht zutrifft, diese Umbenennung sei ohne Information des Gemeinderats erfolgt, zeigt es doch, welchen geringen Stellenwert der Jugendbeirat und mit ihm auch die nicht vereinsgebundene Jugendarbeit bei der Gemeinderatsmehrheit hat.

Bereits vor etwa 8 Jahre gab es zum Ende der Amtszeit des 1. Leimener Jugendbeirats eine Buttonaktion: „Außer Spesen nichts gewesen!“ war damals zu lesen. Die Buttons sollten darauf hinweisen, dass der Jugendbeirat ein Alibigremium war, dem bis heute so gut wie keine Rechte zustehen, von dem aber alles Mögliche erwartet wird.

Obwohl sie keine Kompetenzen haben, ihnen kein Geld für ihre Arbeit zur Verfügung steht, OB und Gemeinderat in der Vergangenheit auch keinen Beratungs- oder Anhörungsbedarf hatten – schließlich weiß man ja am besten, was für die Jugend gut ist –, haben sich vor 2 Jahren dennoch genügend Jugendlich als Kandidaten gefunden. Von OB und Gemeinderat jedoch kaum beachtet, allenfalls noch als Hilfskräfte bei Veranstaltungen für Jugendlichen gefordert und zu 2 Sitzungen jährlich mit belanglosen Themen eingeladen, ist der Elan verflogen. Und die nachwachsende Generation hat ihre Konsequenzen gezogen: für 15 Plätze bei der für November geplanten Wahl fanden sich nur noch 5 Kandidaten. Konsequenz: Die Wahlen werden verschoben.

Wo die CDU „falsche Erwartungshaltung bei den Jugendlichen“ sieht, sieht die SPD-Fraktion den berechtigten Wunsch, ernst genommen und bei jugendspezifischen Themen beteiligt zu werden sowie die – auch finanzielle – Möglichkeit zu erhalten, selbst etwas auf die Beine zu stellen. Wie wäre es, wenn Gemeinderat oder ein Ausschuss desselben sich einmal mit dem Jugendgemeinderat zusammensetzen und über die vergangenen 2 Jahre Amtszeit reden würde?

Wolfgang Krauth
Stadtrat der SPD in Leimen