SPD-Ortsverein Leimen-St. Ilgen-Gauangelloch Jede Investition in Bildung bringt Rendite
(sg) Eine verlässliche Kinderbetreuung braucht das Land. Und ausreichend Betreuungsplätze. Beides ist nur machbar mit ausreichend qualifiziertem, motiviertem und nicht überlastetem Personal und einem vernünftigen Betreuungsschlüssel. Darin waren sich die Teilnehmer der SPD-Podiumsdiskussion zum Thema „Kinderbetreuung und frühkindliche Bildung in Leimen“ schnell einig. In der Großen Kreisstadt gibt es aktuell in städtischer,kirchlicher und privater Trägerschaft zwölf Kinderbetreuungseinrichtungen, die von rund 1000 Kindern im Krippen- und Kindergartenalter besucht werden. Diese Zahlen schickten Lisa-Marie Werner, Stadträtin und Vorsitzende des SPD Stadtverbandes Leimen-St.Ilgen-Gauangelloch, und Vorstandsmitglied Florian Mattheier zur Verdeutlichung der Relevanz der Thematik für die Leimener Stadtgesellschaft vorweg. Für den Diskussionsabend hatten sie sich vom baden-württembergischen Landtag Vizepräsident Daniel Born (SPD) als Mitglied des Bildungsausschusses für frühkindliche Bildung eingeladen sowie Myriam Huller, Leiterin der „Kita am Menzerpark“, Gaby Schlenker als Vorsitzende des Gesamtelternbeirates der Kinderbetreuungseinrichtungen in Leimen und Larissa Junkert, die gerade im Elisabeth-Ding-Kindergarten ihre „Praxisintegrierte Ausbildung“ (PIA) zur Erzieherin macht. In den Räumen der AWO Leimen wurden dank der guten Mischung der Podiumsteilnehmer aus verschiedenen Perspektiven notwendige Schritte für mehr Bildung und Betreuung in Krippen und Kindertagesstätten und eine kinderorientierte Zukunft aufgezeigt.
Die von etlichen interessierten Bürgerinnen und Bürgern und Gemeinderäten der FDP, SPD und Freien Wählern besuchte Veranstaltung war in einen Informations- und Diskussionsteil aufgeteilt. Im ersten Teil des Abends richtete Werner aufschlussreiche Fragen an die Podiumsgäste, um deren Meinungen zu erfahren und Einblicke in die Praxisrealität zu erhalten. Die nach einer kurzen Pause sich anschließende, offene Diskussion wurde von Mattheier geleitet und förderte Austausch und Ideen. Was sich Familien bei der Kinderbetreuung wünschen, brachte Gaby Schlenker auf den Punkt: „Qualifizierte Betreuung und verlässliche Betreuungszeiten.“ Die passende Antwort, was in Kindertagesstätten (Kitas) für eine gute frühkindliche Bildung nötig wäre, hatte Myriam Huller: „Mehr Fachkräfte.“ Systemrelevante Berufe könnten oft nur besetzt werden, wenn es zuverlässige Kitas gebe. Wie man dem Fachkräftemangel begegnen könne, wusste Larissa Junkert, die zum einen die Wertschätzung des Erzieherberufs ansprach und eine angemessene Vergütung der staatlich anerkannten Erzieherausbildung forderte. Aktuell erhalten nur PIA-Kräfte eine Vergütung in der Ausbildungszeit. Man sollte möglichst viele Wege in die pädagogisch qualifizierte Ausbildung schaffen, befand Daniel Born. Aber es gelte auch qualifiziertes Personal in den Einrichtungen zu halten. Aktuell seien über 40 Prozent der Fachkräfte im Erziehungswesen bereit, im „schönsten Beruf der Welt“ ihre Arbeitszeit zu kürzen oder einen anderen Beruf auszuüben. Angesprochen wurde noch der „Erprobungsparagraph“, um mehr Personal für Kitas zu gewinnen. Es fiel auch das Stichwort „Betreuungsschlüssel“, der nicht zu einer Belastung, sondern zu einer Entlastung beitragen solle. Zudem wurde Inklusionsförderung angemahnt, eine stabile und durchfinanzierte Sprachförderung an Kitas gefordert sowie der dringende Abbau von unnötiger Bürokratie bei Anträgen und Förderungen, die Erzieherpersonal binde. Menschen, die pädagogisch ausgebildet seien und sich um die ihnen anvertrauten Kinder kümmern möchten, müssten unbedingt von solchen zeitfressenden Arbeiten entlastet werden. Einhellig war die Forderung der Podiumsteilnehmer: Kinderbetreuung und frühkindliche Bildung müssten den höchsten Stellenwert in der Gesellschaft erhalten. „Wenn Kinder keine guten Förderangebote bekommen, werden sie nicht gut in der Gesellschaft ankommen“, verdeutlichte Huller. „In Kommunen sind Kitas die Schaltstellen, die dafür Sorge tragen, wie sich unsere Zukunft entwickelt“, betonte Born. Kitas seien auch wichtig für erste Demokratieerfahrung. „Hier wird Kindern gelernt, fair zu streiten.“ Kindern und Bildung den Wert einräumen, den sie verdienen, forderte Schlenker. „Jede Investition, die wir in Bildung stecken, bringt uns allen Rendite.“ Aber die Landesregierung knausere bei Bildungsausgaben, verdeutlichte der Landtagsabgeordnete. Dabei hätte die Landesregierung sogar genügend Geld auf der hohen Kante, um eine gebührenfreie Kinderbetreuung einzuführen und damit frühkindliche Bildungsgleichberechtigung zu ermöglichen. Sabine Geschwill |