SPD-Ortsverein Leimen-St. Ilgen-Gauangelloch

ARTE – Medium für eine europäischen Öffentlichkeit
Diskusssion mit Werner Henn, Mitglied der ARTE-Chefredaktion


Die SPD Fraktion und dider SPD-Ortsverein hatte zusammen mit der Europa-Union zum Thema eingeladen. Als Referent war Werner Henn gewonnen worden, der seit langem in der Chefredaktion von ARTE tätig ist und daher über die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bei Gestaltung und Begleitung demokratischer Strukturen in Deutschland und Europa mit viel Sachkompetenz berichten konnte.

Er schilderte die föderale Struktur des Rundfunks in der Weimarer Republik, die vom Nazi-Regime zerschlagen wurde, das den Rundfunk als zentrales Propaganda-Medium missbrauchte. Daher war nach Ende des Krieges die Entscheidung der Siegermächte zu verstehen, einen einheitlichen Rundfunk zu unterbinden und nur Landesrundfunkanstalten in den Besatzungszonen zu erlauben. Als Koordinierungs-Stelle wurde nach Gründung der Bundesrepublik 1950 die ARD (Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands) gegründet. Sie übernahm auch Vorbereitung und Ausstrahlung eines gemeinsamen Fernsehprogramms, die Landesanstalten behielten aber ihre volle Selbständigkeit. Auf Betreiben Adenauers wurde 1961 dann mit dem ZDF doch eine bundesweite Fernsehanstalt eingerichtet, allerdings nicht durch den Bund sondern per Staatsvertrag durch die Bundesländer.

1983 hatten Mitterand und Kohl die Idee einer deutsch-französischen Fernsehanstalt, die aber erst nach der Wende Gestalt annahm – ARTE ging 1992 auf Sendung. Kulturelle Unterschiede zwischen Franzosen und Deutschen, die je zur Hälfte die Angestellten stellen, sind weitgehend überwunden. Bei der Durchsetzung von Zielen hat die französische Seite von Beginn an und jetzt noch immer Vorteile - Entscheidungen werden bei Arte-F zentral von Paris vorgegeben, müssen bei Arte-D langwierig zwischen ARD (und neun Landesrundfunkanstalten) und ZDF abgestimmt werden.

Alle Programme von ARTE werden zweisprachig produziert, von identischen zweisprachigen Nachrichten musste man Abstand nehmen. Gegenwärtig bereitet auch Sorge, dass durch die sehr schnelle Entwicklung der TV-Technik zunehmend höhere Anteile des Budgets in die Technik fließen.

Aber ARTE kommt voll und ganz nach seiner Aufgaben nach, kritisch über Europa zu berichten, über nationale Grenzen kulturelle Gemeinsamkeiten zu entdecken, dabei aber die Unterschiede zu respektieren. ARTE verstärkt somit das Fundament für solidarisches Handeln in Europa.

Anschließend wurde u.a. die Bedeutung unabhängiger, genau recherchierender Medien, wie die öffentlich-rechtlichen Anstalten, in Zeiten von überbordenden fake-news diskutiert.


Peter Sandner