SPD-Ortsvereine Leimen und St.Ilgen

Japan-Botschafter Dr. Stanzel besucht Leimen


Auf Einladung der SPD in Leimen und des Willy-Brandt-Freundeskreises sprach der deutsche Botschafter in Japan, Dr. Volker Stanzel im Kurpalzzentrum Leimen über die Folgen des Erdbebens und des Tsunami für die Menschen in Japan. Gert Weisskirchen, früherer Bundestagsabgeordneter, stellte den Sozialdemokraten Volker Stanzel als exzellenten Ostasienexperten vor, der zunächst im Auswärtigen Amt beschäftigt war und seit 2009 die deutschen Interessen in Japan vertritt.

Volker Stanzel schilderte zunächst die wirtschaftliche Lage in Japan vor dem Erdbeben, die durch 20 Jahre Stagnation nach dem Platzen der Immobilienblase in 1990 gekennzeichnet war, die größten Industriebetriebe investierten vorzugsweise in China, die Staatsverschuldung lag bei ca. 200 % des BIP – zum Vergleich: Griechenland weist „nur“ 130 % aus – Das Erdbeben, das der Referent selbst erlebte, richtete vergleichsweise wenige Schäden an, Gebäude und Straßen wurden beschädigt, aber nicht zerstört., die erdbebensichere Bauweise bewährte sich. Es wurde auch sofort eine Tsunami-Warnung veröffentlicht, doch die Wucht des Tsunami übertraf die aller früheren Katastrophen in 1200 Jahren. 560 km² Grundfläche wurden verwüstet und bis zu 23000 Menschen getötet. Doch mit der Parole „Wir schaffen das – Japan“ setzte eine große Hilfsbereitschaft ein, Überlebende ertrugen ihr Schicksal mit asiatischer Haltung.


(v.l.n.r.) Hartwig Wätjenl, Gert Wisskirchen, Botschafter Dr. Volker Stanzel, Karl-Heinz Wagner

Auch die ersten Meldungen über Störungen des KKW Fukushima beunruhigten die Bevölkerung noch nicht, man hatte Vertrauen in die Technik. Die Zahl der Kernkraftgegner verharrte zunächst bei 25 % stieg dann aber nach zögerlicher, teils widersprüchlicher Berichterstattung über das Ausmaß der Kernschmelze auf jetzt 80 %. Die Opfer dieser Katastrophe, deren Hab und Gut unbeschädigt, aber wegen der Strahlung nicht mehr nutzbar ist, protestieren laut. Die sich an den Vortrag anschließende lebhafte Diskussion drehte sich unter anderem um mögliche Energiealternativen, die in Japan nicht zur Verfügung stehen, die Einsparung von Energie – allein die Heizung und Kühlung der Gebäude verbraucht 25 % der Stromerzeugung – die mit Nachdruck eingefordert wird, sowie die Strahlenbelastung des Meerwassers. Abschließend betonte er, dass die Japaner sehr genau zur Kenntnis nähmen, wer in der Welt mit ihnen mitfühle. Solidarität mit den Geschädigten und Beistand seien wichtiger als materielle Hilfe.

Gert Weisskirchen berichtete noch von einem Gespräch mit Oberbürgermeister Wolfgang Ernst, bei dem die Idee einer Städtepartnerschaft zwischen Leimen und einer japanischen Stadt angesprochen worden sei. Er bat die Leimener SPD-Fraktion, diese Idee weiter zu verfolgen. Der Botschafter sagte eine Unterstützung bei der Suche nach einer geeigneten Stadt zu.


Karl-Heinz Wagner