SPD-Ortsvereine Leimen und St.Ilgen

Nachtrag zum 1. Mai


Stephane Hessel, 1917 geboren, hat das KZ Buchenwald überlebt, war Mitglied der Resistance und Mitautor der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen. Er hat in seiner Schrift Empört Euch u.a. eine Gesellschaft gefordert, die den Arbeitnehmern ein Alter in Würde gestattet und soziale Sicherheit gewährleistet. Schauen wir uns um, ist davon – auch in Leimen – nicht allzu viel zu sehen.

Die Tafeln erfahren immer mehr Zuspruch gerade von älteren Menschen. Zieht man die Arbeitslosenzahlen – in Leimen ca. 1300 - und die Zahlen der Empfänger von Transferleistungen heran, wird sich dieser Trend verstärken. Unterbrochene Erwerbsbiografien und prekäre Beschäftigungen haben es geschafft die Rentenanwartschaften unter Grundsicherungsniveau zu drücken. Nimmt man die Zahl der in Leimen Lebenden zwischen 41 und 65 Jahren – das sind 9.600 – und weiß, dass insgesamt 4.100 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, ist davon auszugehen, dass sich hier eine Lawine entwickelt. Das trifft nicht nur jeden Betroffenen in hohem Maße , nein es trifft auch die Städte und Gemeinden. Grundsicherung wird von den Kommunen über - wie bei der Stadt Leimen -die Kreisumlage bezahlt. Die schon klammen Kommunen könnte dies noch stärker in finanzielle Nöte stürzen.

Dies Alles verdanken wir dem IMMER MEHR um jeden Preis. Und weiter schreibt Stephane Hessel sinngemäß : Unser Anliegen muss die Errichtung einer echten wirtschaftlichen und sozialen Demokratie -unter Ausschluss des Einflusses der großen privaten Herrschaftsdomänen auf die Gestaltung der Wirtschaft sein. „Das Gemeinwohl sollte über dem Interesse des Einzelnen stehen, die gerechte Verteilung des in der Arbeitswelt geschaffenen Wohlstandes über der Macht des Geldes.“ Die Entwürfe für das neue demokratische Deutschland ab 1945 waren nicht viel anders. Selbst die CDU sah im Ahlener Programm die Sozialisierung der Schlüsselindustrien vor.

Abschließend noch ein Beispiel wie ein Alter in Würde nicht aussehen darf: Der Rhein- Neckar-Kreis etwa rühmt sich, im Haushaltsjahr 2010 17,2 Mio. Euro eingespart zu haben, davon 4,4 Mio. im Sozialetat! Aktuell dürfen die vom Rhein-Neckar-Kreis unterstützten pflegebedürftigen Heimbewohnerinnen des Altenpflegeheims Lindenweg in Rohrbach, das zum 30.6. 2011 wegen baulicher Mängel geschlossen wird, nicht mit den anderen Bewohnern in das Graimberghaus umziehen, weil dem Rhein-Neckar-Kreis dort die Pflegesätze zu hoch sind, d.h. die alten Menschen werden aus der ihnen gewohnten sozialen Gemeinschaft gerissen, nur weil dem Rhein-Neckar-Kreis die Einsparungsquote des Sozialetats wichtiger ist als der bedürftige Mensch.


Michael Kaestel