SPD-Ortsvereine Leimen und St.Ilgen

„Wenn die bunten Fahnen wehen …“ - WM-Nachlese


Überall sah man die Nationalfarben „schwarz rot gold“ wehen. Mindestens zwei Nationalflaggen am PKW waren Pflicht, um nicht als vaterlandsloser Geselle zu gelten. Podolski hatte in seinen Kickstiefeln die ersten Zeilen der Nationalhymne eingestickt: Die Verse immer an der Ferse! Sogar beim Vorbereitungsspiel für die WM, einer lokalen Auswahl aus der Kurpfalz gegen Costa Rica in Sandhausen, wurde die Nationalhymne gespielt, und nicht etwa das Badner Lied oder gar „Der Jäger aus Kurpfalz“: Die Kurpfalz als der Nabel Deutschlands?

Woher kommt dieses plötzliche Wir-Gefühl, dieses neue Nationalbewusstsein? Die Kanzlerin meint, die Begeisterung der Menschen sei ein Signal für die Bereitschaft, die Modernisierung Deutschlands voranzutreiben. Gilt dieses Wir-Gefühl aber wirklich für die übrigen, gesellschaftspolitischen Bereiche? I st man auch dort bereit, sich mit Deutschland zu identifizieren, Steuern für den Erhalt des Gemeinwesens zu zahlen und sich mit den Schwächeren zu solidarisieren? Oder schimpft man weiterhin auf die Politiker und den Staat, wer immer das auch sein mag.

Ich meine, dass dieses neue Wir-Gefühl noch auf die Fußballnation beschränkt ist. Es wird eine Herausforderung für alle Politiker sein, durch transparentes und verstehbares Handeln diese Begeisterungsfähigkeit und dieses Miteinander auch auf den politischen Raum zu übertragen; bei der WM erlebte die Fußballnation die Spiele eher als Befreiung von der Politik denn als Hinwendung zur Politik.


Dietrich Unverfehrt