SPD-Gemeinderatsfraktion Leimen

SPD-Fraktion in der Wachau


Sehr früh am Donnerstagmorgen traf sich die Reisegruppe der SPD-Fraktion im Gemeinderat zu ihrem traditionellen Fraktionsausflug: Um 5:30 Uhr startete der Bus zu seiner Fahrt in die Wachau. Auf der Autobahn ging es über Nürnberg, Regensburg, Passau und Linz nach Ybbs. Am späten Nachmittag erreichten wir kurz vor unserem Ziel Maria Taferl, eine malerisch hoch über dem Donautal gelegene Wallfahrtskirche. Mit einem Besuch dieser Barockkirche, die gerade aufwändig restauriert wird, begann unser Besuchsprogramm. Am frühen Abend erreichten wir dann unser Ziel Emmersdorf - am nördlichen Donauufer gelegen und den westlichen Beginn der Wachau markierend. Wer Glück hatte erhielt ein Zimmer mit Ausblich auf das großartige Stift (österreichisch für Kloster) Melk, das am jenseitigen Ufer über der Donau thronte.

   
Unsere Reisegruppe

Am nächsten Morgen stand zunächst unter der sachkundigen Leitung des Hoteliers ein Rundgang durch den Flecken Emmersdorf an. Mit Erstaunen sahen wir die Hochwassermarkierungen an der Magdalenen-Kapelle und begriffen, weshalb diese Kapelle kurz nach dem Jahrtausend-Hochwasser von 1501 auf ein so hohes Sockelgeschoss gestellt worden war. Aber auch die Marken der beiden Hochwasser im Jahr 2002 konnten sich sehen lassen – der Hotelier bemerkte, dass das Wasser zwei Meter im Speiseraum und Rezeption des Hotels stand. Der sog. Flüsterstein war die nächste Sehenswürdigkeit oder besser Hörenswürdigkeit; er besitzt eine Höhlung, in die man seinen Kopf stecken kann und dann beim Sprechen seine Stimme so hört wie sie für die Zuhörer klingt. Es dauerte es ein Weilchen, ehe der erste das Experiment wagte und den merkwürdigen Stein ausprobierte. Danach waren alle, die den Versuch wagten, über den Klang ihrer eigenen Stimme überrascht. Als Abschluss des Rundgangs stand der Besuch des örtlichen Heimatmuseums auf dem Programm, wo ein einzelner Mann mit viel Enthusiasmus eine Sammlung von Geräten aus Landwirtschaft, Weinbau, Handwerk und häuslichem Leben zusammengesucht und mit viel Liebe in Kellergewölben präsentiert - und vermutlich noch mehr Arbeit, denn 2002 waren die gesamten Räume des Museums ebenfalls überflutet. Manche Gerätschaften kannten wir noch aus unserer eigenen Kindheit, bei vielen mussten wir uns vom “Museumsdirektor“ über die Funktion aufklären lassen.

Am Nachmittag genossen wir bei strahlendem Sonnenschein ein Schifffahrt auf der Donau: Mit der Austria der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft (deren Kapitäne wir alle ja als Wortungetüme kennen) fuhren wir in knapp zwei Stunden von Melk donauabwärts nach Krems und ließen die malerische Landschaft der Wachau mit ihren Burgen, Kirchen und Weinbauorten im engen Donautal an uns vorüberziehen. Von Krems ging es per Bus wieder donauaufwärts nach Dürnstein, bekannt durch den blauen Turm des dortigen Stifts – wohl dem Wahrzeichen der Wachau. Ein Rundgang durch das Stift informierte über Klosterleben von seinen Anfängen im Mittelalter bis in die Neuzeit und zeigte uns die barocke Stiftskirche von innen – geschmückt für eine kurz danach angesetzte Taufe. Beim Rundgang durch Dürnstein nahmen einige die Gelegenheit wahr, den örtlichen Sturm ( österreichisch für neuen Wein) zu probieren. Auch wurden wir durch den Namen des Restaurants „Richard Löwenherz“ und der dazugehörigen Weinstube „Blondel“ auf die Tatsache aufmerksam gemacht, dass in der hoch über dem Ort gelegenen Burg (jetzt nur noch Ruine) der englische König Richard Löwenherz bei seiner Rückkehr von einem Kreuzzug gefangen gehalten wurde. Der fahrende Sänger Blondel kundschaftete den in England nicht bekannten Ort, an dem der König festgehalten wurde, aus, indem er vor jeder Burg auf der vermutlichen Reiseroute seines Herrn die erste Strophe dessen Lieblingslied anstimmte. Hier in Dürnstein ertönte die zweite Strophe des Liedes als Antwort aus der Burg zurück. Dann ging es zurück ins Hotel und anschließend in den Hafer-Kast’n im Schloss Luberegg, einem typischen Heurigen-Lokal. Hier ließen wir bei vorzüglichem Grünen Veltliner oder Zweigelt und österreichischen Schmankerln wie Blunzen, Beuscherl oder Knödl-Reindl den Abend ausklingen.

Am nächsten Tag stand eine Rundfahrt durch die Wachau mit dem Bus auf dem Programm. Über Melk, wo die knappe Zeit leider einer Besichtigung des Stifts im Wege stand, erreichten wir nach einer für den Bus abenteuerlich engen und steilen Auffahrt die hoch über der Donau gelegene Ruine Aggstein. Beim Erkundungsgang durch die Ruine mit ihren mehrfach gestaffelten Verteidigungsanlagen und ihrer mächtigen Schildmauer erfuhren wir einiges über die wechselhafte Geschichte der Burg, die ihre Spuren in den unterschiedlichen Bauteilen hinterlassen hat. Von dem höchsten Punkt der Ruine entschädigte ein weiter Blick über das Donautal bis hin ins Waldviertel zur tschechischen Grenze und zu dem Gipfeln der Ostalpen für den beschwerlichen Anstieg über eine Unzahl von Holztreppen. Von Aggstein brachte uns der Bus auf der südlichen Donauseite weiter zum Stift Göttweig – einer mächtigen von weithin sichtbaren Klosteranlage auf einer Anhöhe etwa 5 km südlich von Krems. Hier beeindruckte der großzügige Innenplatz der Anlage mit der barocken Stiftskirche, der Krypta und der im ursprünglichen gotischen Stil erhaltenen Entrudiskapelle. Nächste Station war Krems, das östliche Ende der Wachau, wo wir die Pause zu einem Rundgang durch die Stadt und ihren Vorort Stein an der Donau machten. Die gut erhaltenen gotischen sowie Renaissance- und Barock-Fassaden vieler stattlicher Häuser zeugen noch heute vom einstigen Wohlstand der Stadt und ihre Bürger. Erschöpft vom Rundgang trafen wir uns in einem Buschenschank (österreichisch für Besenwirtschaft) hoch über der Stadt, um hier den Kremser Sturm oder Wein und eine zünftige Jause zu genießen. Bei der Heimfahrt auf dem nördlichen Donauufer wurde in Spitz Station gemacht, wo der Tausendeimerberg, der in guten Jahren Tausend Eimer Wein als Ertrag erzielt haben soll, nochmals nachdrücklich die Wachau als uralte Weinbaulandschaft vor Augen führte. Bei Apfelstrudel und einem Haferl Kaffee im Hotel „Mariandl“ konnte in Jugenderinnerungen geschwelgt werden – eine Unzahl von Filmplakaten und Fotos belegten, dass vor Ort einige österreichischen (Heimat-)Filme gedreht worden waren. Zurück ins Hotel ging es dann über Willendorf, wo ein Gedenkstein an den Fund der Venus von Willendorf erinnert, einer kleinen Frauenfigur aus der Altsteinzeit, die einer der ältesten von Menschenhand gefertigten Kunstgegenstände ist.

Am nächsten Morgen mussten wir zeitig wieder in Richtung Heimat aufbrechen. Zunächst fuhren wir an Schloss Artstetten vorbei, wo der in Sarajewo ermordete österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin begraben sind (da seine Frau als Gräfin nicht standesgemäß war, konnte das Paar nicht in der Kapuzinergruft im Wien beigesetzt werden). Über Ybbs erreichten wir die Autobahn und es ging auf dem gleichen Wege wie bei der Hinfahrt wieder zurück in die Heimat, die wir am späten Abend erreichten, mit vier Tagen voller neuer Eindrücke und schöner Erlebnisse im Gepäck.


Peter Sandner