SPD Gemeinderatsfraktion Leimen

SPD-Fraktion besucht Dresden und die sächsische Schweiz


(ps) Am frühen Freitagmorgen traf sich die Reisegruppe der SPD-Fraktionen im Gemeinderat und den Beiräten zu ihrem schon fast traditionellen Fraktionsausflug: Dresden und die Sächsische Schweiz waren die diesjährigen Reiseziele. Der Bus brachte uns nach Pirna in das Hotel Post, dem Standquartier, etwa 15 km südlich von Dresden gelegen. Der späte Nachmittag wurde zur Erkundung von Pirna benutzt, das sich mit sehenswerten, schön renovierten mittelalterlichen Häusern rings um den Marktplatz präsentierte. Typisch die Sitznischenportale und die Erker, Teufels- und Engelserker die bekanntesten. In einigen Straßenzügen waren allerdings auch verfallene Häuser zu sehen, die – ähnlich wie das Schloss oberhalb von Pirna auf dem Sonnenstein – noch eines Investors harren. Am Abend bekamen wir die Probleme der Nachwendezeit auch am konkreten Fall unseres Hotels geschildert. Der aus Thüringen stammende Wirt und Hotelier, der die Post schon in DDR-Zeiten bewirtschaftet und dann nach der Wende gekauft hatte, schilderte uns die Probleme, die er seit der Übernahme des Gasthauses hatte, insbesondere unter welchen Schwierigkeiten er den neuen Hotelanbau bewerkstelligte, als überbordende Bürokratie sein Engagement und seine finanziellen Möglichkeiten fast zum Erliegen gebracht hätte.


Die Reisegruppe vor dem Hotel in Pirna

Am nächsten Tag stand die Besichtigung Dresdens an. Die Fahrt in die Stadt nutzte unser sachkundiger Führer dazu, uns nicht nur auf die Geschichte Sachsen einzustimmen, sondern uns auch die aktuelle Situation nach 15 Jahren Wiedervereinigung nahe zu bringen - hohe Arbeitslosigkeit und Wegzug vorwiegend der jüngeren Bevölkerungs-gruppen, um nur zwei Problembereiche zu nennen. Dann verschafften wir uns einen ersten Überblick über die Sehenswürdigkeiten der Stadt; um alle Museen und Ausstellungen in Ruhe zu besichtigen, hätten wir nicht einen Tag sondern eine Woche benötigt. Beginnend beim kürzlich in der RNZ beschriebenen Pfund’schen Milchladen mit seiner Innenausstattung aus handbemalten Fliessen, über die Zentren der heutigen politischen Macht, der Staatskanzlei und dem Landtag, bis zu den Zeugen der einstigen Größe und Kunstsinnigkeit der sächsischen Herrscher, der (leider noch nicht völlig) renovierten Schlossanlage mit der Wand des Wettiner Fürstenzugs, dem als Luxushotel genutzten Taschenbergpalais der Reichsgräfin Cosel, der Geliebten von August dem Starken, dem Zwinger mit seinen vielfältigen Ausstellungen, der Semperoper, der Hofkirche und der Frauenkirche. Für viele war natürlich die Kuppel der Frauenkirche, nach langjähriger Bauzeit nun endlich ohne Gerüst zu bewundern, der Höhepunkt der Besichtigung. Der Innenraum entzog sich leider unseren Blicken, er ist erst ab dem Reformationstag nach der Einweihung der Kirche zugänglich.

Erschöpft von den vielen Eindrücken ließen wir uns auf den Brühl’schen Terrassen am Elbufer Kaffee und Kuchen munden – was angesichts der vielen Touristen, die das verlängerte Wochenende ähnlich wie uns nach Dresden gelockt hatte und ähnliche Gelüste verspürten, nicht ganz leicht war. Die vielen Plakate, die in der ganzen Stadt noch zu sehen waren, erinnerten uns daran, dass am nächsten Tag in Dresden der letzte Akt der Bundestagwahl 2005 erfolgen sollte. Auf der Rückfahrt kamen wir an der VW-Manufaktur vorbei, in der mitten in der Stadt der Phaeton (fast handwerklich) zusammengebaut wird, neben den Halbleiterfabriken eine der wenigen neuen industriellen Ansiedlungen im Großraum Dresden. Ehe wir Pirna erreichten nahmen wir noch Gelegenheit zur Besichtigung von Schloss Pillnitz wahr, auch ein Zeugnis einstiger Pracht des sächsischen Hofes. Bekannt vor allem der Treppenaufgang von der Anlegestelle am Elbufer zum Wasserpalais und der Schlosspark mit der Jahrhunderte alten Kamelie, die im Winter durch ein fahrbares Gewächshaus geschützt wird.

Der zweite Tag war für den Besuch der sächsischen Schweiz vorgesehen und begann mit einer unliebsamen Überraschung. Während der Samstag mit strahlend blauem Himmel begann, sich der Himmel dann allerdings im Verlauf des Tages immer mehr eintrübte, es aber trocken blieb, fing es jetzt am frühen Morgen an zu regnen. An der Bastei – unserem ersten Ziel – hatte sich der Regen sogar noch verstärkt. Bei unserem Spaziergang zu den Aussichtsplattformen auf den hoch aus dem Elbetal aufragenden Kalksandsteinfelsen und durch die mittelalterliche Felsenburg goss es in Strömen. Nur ab und an gaben die tief fliegenden Wolkenfetzen den Blick ins Elbetal und auf die bizarr geformten Felsformationen der näheren Umgebung frei. Fröstelnd suchten wir daher nach dem Rundgang Schutz im Panoramarestaurant, doch auch hier waren durch die Fenster nur weiße Wolken zu sehen. Weshalb dieses Haus zu DDR-Zeiten mit einem Architekturpreis ausgezeichnet worden war, war für uns nicht ersichtlich – vielleicht lag es ja auch am Wetter. Danach ging es zur Rundfahrt durch die östliche sächsische Schweiz, vorbei an der Burg Stolpen, in deren Turm die schon erwähnte Gräfin Cosel die letzten 49 Jahre ihres Lebens inhaftiert war, nachdem August der Starke ihrer überdrüssig geworden war, über Neustadt in Sachsen und der Seidenblumenstadt Sebnitz zurück ins Elbetal nach Bad Schandau, und von dort zur Feste Königstein.

Der Regen hielt uns nicht ab, diese Festungsanlage zu erkunden. Hoch über dem Elbetal auf einem der Tafelfelsen gelegen, wurde die Feste im Laufe der Zeit zur mächtigsten Festung Sachsens ausgebaut. Sie wurde nie eingenommen und diente in Kriegszeiten als sicherer Rückzugsort für den sächsischen Hof oder sicherer Aufbewahrungssort für den sächsischen Staatsschatz; später bis Mitte des neunzehnten Jahrhunderts auch als ausbruchsicheres Gefängnis. Im Magazin der Festung war früher ein großes Fass vorhanden, das (für uns Kurpfälzer kaum zu glauben) größer als das Heidelberger Große Fass war, allerdings nur zweimal gefüllt worden war. Dies erinnerte uns daran, dass im Elbetal rings um Dresden und Meißen das nördlichste Weinanbaugebiet Deutschlands liegt, von der Qualität - aber auch vom recht hohen Preis - der Weine konnten wir uns an den Abenden überzeugen. Dass das gesamte Plateau mit 9 ha als Festung genutzt wurde, führte uns ein Rundgang entlang des Wehrganges mit seinen Wachtürmen (manche in Doppelfunktion auch als Lustschlösschen genutzt) vor Augen. Allerdings verhinderte auch hier die tief liegende Wolkendecke die angekündigte weite Sicht - weder war auf der einen Seite Dresden noch waren auf der anderen Seite die vielen Tafelberge in Richtung Tschechien zu sehen. Nur ab und an tauchte der nahe gelegene Lilienstein für Minuten aus den Wolken auf. Nach einer Stärkung mit Kuchen aus der Festungsbäckerei wurde der späte Nachmittag zur zweiten Erkundung Pirnas genutzt. Wir besuchten die Marienkirche, bei der wir am Freitag vor verschlossenen Türen gestanden hatten. Und es lohnte sich: Nach achtjähriger Renovierungszeit war dieses spätgotische Kleinod gerade in der Vorwoche neu eröffnet worden; Altar, Taufstein und Kanzel aus einheimischem Kalksandstein verdeutlichen die große Kunst früherer Steinmetzgenerationen, beeindruckend auch das spätgotische Netzgewölbe.

Nachdem der Ausgang der Nachwahl in Dresden uns am späten Sonntagabend keine allzu großen Überraschungen mehr geboten hatte, ging es am Tag der deutschen Einheit mit einem Zwischenstopp in der fränkischen Schweiz wieder zurück in heimische Gefilde, mit Tagen voller neuer Eindrücke und schöner Erlebnisse im Gepäck.


Dr. Peter Sandner