SPD Ortsverein Leimen

SPD-Ortsverein feierte 100-jähriges Bestehen
Hans-Peter Schwöbel im Kurpfalz-Centrum
Kabarett, Poesie und Dialekt begeistern Zuhörer


100 Jahre SPD Ortsverein in Leimen – nach der Festveranstaltung im Rose-Saal und dem Spielnachmittag auf dem Georgi-Platz hatte der SPD Ortsverein im Rahmen seiner Festwoche zu einem Kabarettabend im Kurpfalz-Centrum mit Prof. Dr. Hans-Peter Schwöbel aus Mannheim eingeladen.

Politisches Kabarett bildet den Auftakt des Abends: Von der Politik der Bundesregierung über die Unfähigkeit der Opposition bis hin zu bekannten Akteuren wie dem Altbundeskanzler („Bimbeskanzler“) Kohl, die gesamte Palette wird von Schwöbel kritisch analysiert und pointiert kommentiert. Die einladende SPD wird nicht verschont, sie bekommt bei den Reformpaketen ihr Fett ab - „ein Paket ist das einzige Gefäß, das nur mit Inhalt existiert, sonst ist es einfach eine Schachtel“. Mit triefender Ironie zieht Schwöbel aber auch über die Opposition vom Leder – Angela Merkel, die das Kunststück fertig brachte „einem Rollstuhlfahrer ein Bein zu stellen“.


Foto: P. Geschwill

Mühelos bindet Schwöbel durch Fragen auch das Publikum mit ins Programm ein, jede richtige Antwort wird mit einem Guts’l belohnt. Dass die Frage nach Gefäßen in der Kurpfalz bevorzugt mit Trinkgefäßen beantwortet wird, ist für den Kurpfälzer Schwöbel nicht überraschend, dass aber selbst die Frage nach dem §21 des Grundgesetzes „uffem Land“ in Leimen beantwortet werden kann, überrascht den „Städter“ Schwöbel. Die Antwort - „die Parteien wirken an der politischen Willensbildung des Volkes mit“ – kommentiert er mit der bissigen Bemerkung, „dass Parteien den Auftrag also nur erfüllen können, wenn auch der Wille des Volkes existiert“. Sarkastisch auch der Exkurs über die Raucher als Gegengewicht zur demografischen Entwicklung („Schau mol aus’m Fenster uff die Alterspyramid“), die Raucher stützen unser Gesundheits- und Rentensystem, das müsse endlich auch anerkannt und gewürdigt werden - „für mich sind Nichtraucher Asoziale, die wolle nur auf billige Art alt werde“. Wohin Nichtrauchen führt, wird am englischen Bespiel verdeutlicht, dort „vergreist Charles im Wartestand, weil die Alt nicht raucht“.

Neben Kabarett auch Poesie und Prosa aus Schwöbels Feder: Gedichte und Aphorismen als Anregung zum Besinnen und Mitdenken – „Pervers, dass Weltverbesserer ein Schimpfwort ist und nicht Weltverschlechterer“.


Foto: P. Geschwill

Und auch Schwöbels Bekenntnis zum Dialekt fehlt nicht an diesem Abend; Menschen ohne Dialekt seien nicht zu bewundern - im Gegenteil, ihnen fehle etwas Wichtiges, der Bezug zur Heimat. Bei der kurpfälzischen Definition des Fusses, der bis zur Hüfte reicht, wird betont, dass diese Definition auch den Badenern und Schwaben zu eigen ist – der ehemalige, schwäbische Fußballnationalspieler Guido Buchwald mit seiner „Oberschenkelzerrung im linken Fuß“ wird als Kronzeuge zitiert. Krönender Abschluss des Abends ist Schwöbels Hommage ans Kurpfälzische, ans „breed geschwätzte Mannemerisch" – in Worte gegossen im Kurpfalzblues:

Moi Schbrooch, ihr Leit, die derf ma nedd vunn owwerunner heere,
Do muß ma noi, wie in än diefe Fluß,
Donn spiert ma's uff de Haut, des konn ma nedd erkläre,
De Flußgott in moim Schbroochfluß is de Blues.

Kurpälzisch des rauscht unn wischbert
Dief unn breed wie unsern Roih,
Laut isses monschmol - unn leis, unn zart, wann's knischderd
Unn schmeckt im Mund wie roder Woi

Monschmol heer isch Leit als saache, unser Schbrooch wär ordinär,
Wär so rauh unn derb unn kehlisch,
Immer heert ma 'als' unn 'allaa' unn vor alle Dinge 'heer' -
Awwer die, die lerne gonz allmählisch:

Moi Schbrooch, ihr Leit, die derf ma nedd vunn owwerunner heere,
Do muß ma noi, wie in än diefe Fluß,
Donn spiert ma's uff de Haut, des konn ma nedd erkläre,
De Flußgott in moim Schbroochfluß is de Blues

Moi Muddaschbrooch iss dief verworzelt
Im Alldaag vunn de glääne Leid
Wo's lebt unn bebt unn monschmol borzelt
Wo's monschmol eng is, monschmol weit

Sie hot misch schunn als Kind gerett, moi Muddaschbrooch,
des isses Schänschde:
Lernsch frei soi, krigsch ä freschi Gosch,
Kään Bickling vor de Große, kään Tritt gege die Glänschde -
Ob sowas schu'mol gfunne hosch:

Moi Schbrooch, ihr Leit, die derf ma nedd vunn owwerunner heere,
Do muß ma noi, wie in än diefe Fluß,
Donn spiert ma's uff de Haut, des kann ma nedd erkläre,
De Flußgott in moim Schbroochfluß is de Blues.

Mit lang anhaltendem Applaus dankt das Publikum am Ende dem Künstler für zwei Stunden – angefüllt mit befreiendem herzhaftem Lachen, aber auch Phasen des stillen Nachdenkens. Hans-Peter Schwöbel ist in Leimen auch in Zukunft sicher stets willkommen - „unn alla donn“!


Dr. Peter Sandner