SPD-Gemeinderatsfraktion

Gemeinderatsfraktion in Südböhmen
- der Gegend mit dem italienischen Flair


17 erwartungsfrohe Personen mit Koffern und Reisetaschen belebten am Reformationstag um 5 Uhr früh den Kerweplatz an der Kurpfalzhalle: Die SPD-Stadtratsfraktion Leimen mit Angehörigen und Nahestehenden machte sich auf zum jährlichen Fraktionsausflug nach BUDWEIS. Der Omnibus brachte uns gen Osten der auf gehenden Sonne entgegen über die Autobahn zunächst nach PASSAU, wo Donau, Inn und Ilz zusammenfließen und eine der schönsten Städte Deutschlands einrahmen.


Rathaus und Dom in Passau

Nach kurzem Stadtbummel brachte uns das komfortable Motorschiff "Sissi" in gut 5-stündiger, abwechslungsreicher Flussfahrt durch eines der landschaftlich schönsten Stromgebiete der insgesamt 2888 km langen Donau, vorbei an den Burgen Krämpelstein, Vichtenstein, Rannariedl, Marsbach, Neuhaus und Ottensheim, um nur einige zu erwähnen.


Schloss Ottensheim

Etwa in der Mitte der Strecke windet sich der Strom in der "Schlögener Schleife" eng um den Schlögenberg. Beim Austritt aus der Schlinge fließt die Donau genau in die entgegengesetzter Richtung wie beim Eintritt. An dieser großen Stromkehre wurde schon im 2. Jahrhundert n. Chr. ein römisches Kastell errichtet - zum Schutz gegen Überfälle der Germanen.


Auf dem Schiff

An insgesamt 3 Schleusen wurden wir mit unserem Schiff um 12 - 15 m jeweils hinuntergesenkt, um früher berüchtigte Strom schnellen zu entschärfen.

In LINZ, der oberösterreichischen Landeshauptstadt, die schon im 9. Jahrhundert Marktort am Schnittpunkt zweier wichtiger Handelstraßen war, nahm uns der Bus wieder auf und brachte uns auf der alten Salzhandelsstraße loo km genau nach Norden in das südböhmische BUDWEIS.

Zwischen Linz und Budweis verkehrte von 1832 bis 1870 eine der ältest Pferdeeisenbahnen: auf Schienen fuhren Wagen mit Eisenrädern, die von Pferden gezogen wurden, die alle 2 Stunden ausgewechselt wurden. 14 Stunden dauerte damals die Reise von Linz nach Budweis. In Budweis ist die alte Endstation und einige Originalwaggons noch zu besichtigen.

Im Hotel "Gomel", einem renovierten Hotelturm mit 42o Betten, 3 Restaurants, Bar, Spielcasino, Souvenirshop, Wechselstube und bewachten Parkplatz, das erst vor 2 Jahren privatisiert wurde und einem deutschen Investor gehört, war für 3 Nächte unsere Bleibe.

Schon am Ankunftsabend gab es eine Folkloreschau. Zwar wissen wir alle: "Aus Böhmen kommt die Musik", aber es überrascht, daß dabei das führende Instrument stets ein kunsthandwerklich bearbeiteter Dudelsack ist, dessen nicht sehr großer Blasebalg mit dem Unterarm zusammengepresst wird, sodaß das Einblasrohr entfällt und der Dudelsackspieler gleichzeitig singen kann.

An Allerheiligen stand dann eine Böhmerwaldrundfahrt auf dem Programm. Wer sich - wie beim letztjährigen Fraktionsausflug ins Erzgebirge - hierbei auf den ersten Schnee und einen überzuckerten Wald eingerichtet hatte, sah sich gründlich getäuscht: der Süden Böhmens hat in vielem italienischen Charakter, insbesondere die Altstadt von Budweis und die von der Moldau umflossene Burgstadt Krumau. Italienische Künstler wurden einst zuhauf engagiert, die hier ihre Baukunst, Malereien und Plastiken hinterließen.


Schloss Krumau

Auf einem Felsen über der Moldau trohnt Burg und Schloß Krumau, 1240 schon urkundlich erwähnt, bauten und erweiterten die jeweils einige Jahrhunderte dort seßhaften Adelsgeschlechter, zuletzt die Schwarzenberger und die Rosenberger das Schloß in der Renaissancezeit zu einem prunkvollen Adelssitz, der wegen seiner Einmaligkeit 1992 zum UNESCO-KULTURWELTERBE wurde. 3 große Schlosshöfe, Brauerei, Molkerei, Salzlager, Spital, Schloßturm, Schloßkirche, Spiegelsaal, Theatersaal und Musiksalon gehören zum Komplex.


Mantelbrücke am Schloss Krumau

Eine sogenannte "Mantelbrücke" führt zum Schloßpark mit Barocktheater und Winterreithalle. Im Schloßgraben leben heute noch Bär Bären halten den Wappenschild der hier einst mächtigen Rosenberger.

Nicht minder interessant und beeindruckend ist die Altstadt Krumau am Fuß des Felsens auf der von der Moldau umflossenen Insel mit dem ältesten Stadtteil Latran,dem Kloster eines Ritterordens, der St. Jost Kirche , dem herrlichen Marktplatz, wo wir am l. ll. 02 in der Sonne in den Straßencafes der anliegenden Lokale saßen


Marktplatz in Krumau

und dem Dom St. Veit, der dem Schloß gegenüber auf einem Felsen trohnt, direkt daneben das Luxushotel "Ruze"(Rose) einst Barocktheater der Jesuiten, zuvor, Anfangs des 16. Jahrhunderts, pompöses Bürgerhaus des ortsansäßigen Fleischers, der Familie Tancl. Zwei gekreuzte Fleischerbeile im gelben Feld zieren heute noch das Portal.

In Krumau lebte und wirkte auch der später in Wien zu europäischem Ruhm gelangte Maler Egon Schiele (1890 - 1918) zusammen mit G. Klimt Vertreter eines erotischen Expressionismus. In der ehemaligen Stadtbrauerei in der Langen Straße ist heute das "Egon-Schiele-Art-Centrum" untergebracht.


Schiele-Museum in der Langen Strasse / Hochwasserschäden an der Moldau

Die ganze "Unterstadt" Krumaus bot uns allerdings ein sehr trauriges Bild: Die liebevoll restaurierten Häuser waren von der Riesenflut, die diesen Sommer Tschechien wie Ostdeutschland heimsuchte, gezeichnet: Bis zu den Fenstern im 1. Stockwerk der Häuser reichte das Hochwasser, das vieles mit sich riß und in den Häusern enorme Schäden angerichtet hat. Provisorische Holzbrücken statt der alten Steinbrücken führen heute über die Moldau in die Stadt hinein.

Ein anderer Höhepunkt der Rundfahrt war das 1259 gegründete Kloster Hohenfurth, seit der Wende mühsam wieder restauriert von Zisterzienser-Mönchen, einstmals kulturelles und geistiges Zentrum Südböhmens und Grabstätte der einstmals mächtigen Rosenberger.


Zisterzienserkloster Hohenfurth

Der Tag Allerseelen blieb uns dann zur Erkundung von BUDWEIS, im Jahre 1265 gegründet vom böhmischen König Premysl Otakar II in einer Ebene am Zusammenfluß von Moldau ( Vltava) und Malse. Stadt und Dominikanerkloster waren vom König als Bollwerk gegen den Landadel, vor allem die Rosenberger, gedacht und erhielt schon 1358 von Karl IV das Stapelrecht, später noch Münzstätte und -die berühmte - Bierbrauerei. "Stapelrecht" bedeutet, daß alle durchreisenden Kaufleute verpflichtet waren, drei Tage lang in der Stadt ihre Waren feilzubieten. Folge hiervon ist der beeindruckende Marktplatz, der genau 133 mal 133 Meter mißt mit dem pompösen Samson-Brunnen in der Mitte.


Marktplatz mit Samsonbrunnen in Budweis

Am Stadtplatz steht auch das Rathaus von 1730 mit drei Türmen und Statuen der 4 bürgerlichen Tugenden: Gerechtigkeit, Tapferkeit, Weisheit und Vorsicht. Ihm gegenüber steht der "Schwarze Turm" - 72 m hoch, wo früher der Türmer über die Stadt wachte.


Schwarzer Turm in Budweis

Daneben steht die St. Nikolaus-Kathedrale, Sitz des Bischofs. Neben der Geistlichkeit und Historie prägen junge Menschen das Stadtbild und die unzähligen Lokale in der Altstadt: Studenten der südböhmischen Universität.

Aber Budweis ist auch Industriezentrum, die Stadt der Bleistifte, die in alle Welt geliefert werden; die Budvar-Brauerei, die uns zum Mittagessen freundlich aufgenommen hat, hat immer einen Ausstoß von mehr als 40 Millionen Liter Bier im Jahr.






In der Budvar-Brauerei in Budweis

Zum Abendessen im Hotel spielte dann nochmals ein Ensemble böhmische Volksmusik und danach spielte eine 6-Mann Stimmungskapelle zum Tanz auf.

Am Sonntag brachte uns dann unser Bus durch den Böhmerwald und den Bayerischen Wald nach Deggendorf und dann auf der Autobahn durch zahlreiche Staus wieder sicher und wohlbehalten nach Leimen. Alle Teilnehmer waren zufrieden und voll Lob für den erlebnisreichen Ausflug.


Hans-Henning Mohring