SPD Ortsverein St. Ilgen Festakt am 20.7.2001 zum 110-jährigen Bestehen des SPD OV St. Ilgen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit! Unter diesem Motto stand der Festabend zum 110 jährigen Bestehen des St.Ilgener SPD Ortsvereins. Der Musikverein St.Ilgen, verstärkt durch den Posaunenchor St.Ilgen, eröffnete unter Leitung von Stefan Pahlen den Festabend mit drei festlichen und getragenen Kompositionen. SPD Vorsitzender Karl-Heinz Wagner konnte keinen brechend vollen Saal begrüßen und freute sich um so mehr über den Besuch je einer Gemeinderätin aus der CDU und FDP und einigen St.Ilgener Vereinsvorsitzender. Nicht ohne Grund war der 20. Juli als Festtag gewählt worden. An diesem Tag fand 1944 der Attentatsversuch auf Adolf Hitler statt. Karl-Heinz Wagner sprach die Ereignisse dieses Tages vor 57 Jahren an und zog Verbindungen zwischen den Freiheitskämpfern dieses Tages und den Freiheitsbemühungen und Befreiungskämpfen von Sozialdemokraten im 19. Jahrhundert, als sich diese Partei entwickelt und schließlich konstituiert hat. Er sprach von den Lederarbeitern und Gerbern in einer St.Ilgener Fabrik nahe am Leimbach, die 1891 den St.Ilgener SPD Ortsverein gegründet haben, und er berichtete von dem jahrzehntelangen mühsamen Weg, den die Parteimitglieder durchkämpfen mußten, um in den 50er, 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts die meisten der 1891 erhobenen Forderungen und Ziele durchzusetzen. Als 'Punktlandung' bezeichnete Wagner das Eintreffen der Landesvorsitzenden Ute Vogt, die auf dem Weg von Stuttgart nach St.Ilgen in Autobahnstaus gesteckt hatte, wie so viele am Freitag Abend. Da nützt auch starker Sicherheits- und Polizeischutz, den Ute Vogt wegen der ständigen Morddrohungen gegen sie benötigt, gar nichts. Ute Vogt, die engagierte SPD Landesvorsitzende, Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Innenausschusses im Deutschen Bundestag, gestaltete ihren Festvortrag als eine spannende Geschichtsstunde. Sie sprach über den sich ständig wandelnden Inhalt sozialdemokratischer Grundwerte: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Diese Werte waren von den französischen Revolutionären in die Welt getragen worden. Auch Friedrich Hecker aus Eichtersheim kämpfte mit diesem Motto 1848 in Baden um die Einführung einer Republik. Aber die Zeit war dafür noch nicht reif. Auch die Gleichstellung der Frauen begann mit diesen sozialdemokratischen Werten. Bereits 1848 gelang es Luise Otto-Peters in Deutschland ein Programm aufzustellen, in dem sie die Erziehung der Frau zu selbständiger wirtschaftlicher und geistiger Arbeit im Dienste nationaler und sozialer Ideale forderte. Daraus entstand 17 Jahre später der Allgemeine Deutsche Frauenverein, der sich später an den Internationalen Frauenbund anschloß. Im Laufe der Jahre wurden innerhalb der Frauenbewegung sozialpolitische Fragen immer wichtiger, auch in den kirchlich eingebundenen Frauenbünden. 1918 brachte endlich die politische Gleichstellung der Frau. Auch von dem verzweifelten Versuch der Sozialdemokraten , soweit sie noch nicht verhaftet waren, Hitlers Ermächtigungsgesetz zu verhindern, sprach Ute Vogt. Die damaligen Mandatsträger mußten durch ein SA Spalier zur Abstimmung gehen. Sie sprach über den Einfluß und die Auswirkungen dieser Grundwerte, die sich im Laufe der Jahrzehnte auch inhaltlich gewandelt haben, selbst in Koalitionskompromissen, wie sie die derzeitige Bundesregierung ständig eingehen müsse. Gabriele Soyka, auf der Guitarre von Bernhard Weber begleitet, sang Lieder aus der Arbeiter- Friedens- und Frauenbewegung. Insbesondere 'Brot und Rosen' kam sehr gut bei den Zuhörern an, und auch Ute Vogt, die in ihrer Zeit als Wieslocher Gemeinderätin einer Gesangsgruppe angehörte, die dieses Lied gut pflegte, sang eifrig mit. Im zweiten Teil ihres Geangsvortrags brachte Gabriele Soyka dann auch Lieder aus jüngerer Zeit, so zum Beispiel 'Non, je ne regrette rien' und 'Blowing in the wind'. Der Beifall war lange anhaltend und brachte eine Zugabe für das begeisterte Publikum. Unterbrochen war dieser künstlerische Auftritt von Grußworten und Gratulationen einiger Gäste: OB Wolfgang Ernst gratulierte für die Stadt Leimen und brachte als Jubiläumsgeschenk eine Torte für das Geburtstagskind mit. Kurt Voth gratulierte für die AWO St.Ilgen als 'einem Kind der SPD'. Stadtverbandsvorsitzender Horst Ludwig Gaberdiel gratulierte namens der CDU. Aus Walldorf wünschte Roland Portner, 1. Vorsitzender des SPD Ortsvereins, viel Glück, und der 1. Vorsitzende der Leimener SPD Hartwig Wätjen spendete dem Jubelverein eine Rotbuche, einzupflanzen an einem großen Platz unserer Stadt, damit diese schöner werde. Auch der KC Frösche überbrachte ein Jubiläumsgeschenk. Schließlich verlas Karl-Heinz Wagner ein langes, sehr persönlich gehaltenes Glückwunschschreiben des verhinderten Ersten Oberbürgermeisters Bruno Sauerzapf. Natürlich kamen auch Grußworte und anerkennendes Lob für den Jubiläumsverein aus den eigenen Reihen. Reiner Ullrich gratulierte für den Kreisvorstand und Gert Weißkirchen, MdB, hielt ein temperamentvolles Kurzreferat über Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit als Grundwerte unserer Partei, die wir sicherlich nicht erfunden haben, aber oft nachhaltiger verfochten als andere Parteien. Zu einem Jubiläum gehören auch Ehrungen langjähriger, verdienter Mitglieder. Wolfgang Weninger, der längst nach Heidelberg verzogen aber Mitglied des St.Ilgener Ortsvereins geblieben ist, wo er die SPD einmal im Ortsteilbeirat vertreten hat, wurde für 25 jährige Mitgliedschaft geehrt. Geehrt wurde auch Edgar Veit, ein führender Repräsentant der St.Ilgener SPD. Seit 21 Jahren ununterbrochen im Gemeinderat, fast 20 Jahre in der Vorstandschaft, engagierter Arbeitnehmervertreter, Betriebsrat und, bis zur Pensionierung, auch Aufsichtsrat bei der HSB, Bindeglied der Partei zu den Vereinen, seit Jahrzehnten auch aktiv und verankert bei den Naturfreunden und im TTC Schwarz-Gold St.Ilgen. Bei der Bevölkerung des alten St.Ilgen ist Edgar Veit mit Sicherheit der bekannteste Gemeinderat und stets bereiter Ansprechpartner für deren Wünsche und Anregungen. Insbesondere allerdings auch für deren Mißfallenskundgebungen über unsere städtische Verwaltung. Edgar Veit, der einen Handwerksberuf erlent hat, ist vor allem bei allen in der Parteiarbeit anfallenden praktischen Arbeiten, vom Informationsstand aufbauen über die nötigen Einrichtungen beim Brunnenfest, bei Festen in der Halle und sonstigen Veranstaltungen ein unentbehrlicher, praktischer Helfer. Ihm ist nichts zu viel und er ist immer da, wenn er gebeten wird. Ihm steckte die Landesvorsitzende Ute Vogt besonders gerne die Ehrennadel ans Revers. Nach den Dank- und Schlußworten des Vorsitzenden Karl-Heinz Wagner, saß die 'SPD-Familie' noch lange gemütlich beisammen, einige Zeit auch noch mit Ute Vogt, Gabriele Soyka und Wolfgang und Iris Ernst. Jetzt erst konnten die fleißigen Helfer in der Küche und am Ausschank, die die ganze Zeit dafür gesorgt hatten, daß keiner hungern und dursten mußte, endlich auch Pause machen und feiern. Die Freunde des Leimener SPD Ortsvereins hatten sich bereit erklärt, an diesem Festtag die Bewirtung zu übernehmen. Ihnen gilt unser ganz herzlicher Dank. Doch bevor wir uns auf den Heimweg machen konnten, mußten noch Tische und Stühle umgestellt werden für den Kreisparteitag der SPD, der am nächsten Tag stattfand. Christiane Mohring |