SPD-Gemeinderatsfraktion SPD-Fraktion im Höhenrausch Nicht das Ergebnis der Gemeinderatswahl, wohl aber der strahlend blaue Himmel über Zermatt und das ringsum eingeschneite Matterhorn, angeblich der schönste, zumindest aber der markanteste Berg der Schweiz, waren es, die die Mitglieder der SPD-Gemeinderatsfraktion Leimen und deren Angehörige in eine Art Höhenrausch versetzten, als wir am Sonntag, 10.10. in 3.130 Meter Höhe auf dem Gornergrat gegenüber dem Matterhorn in der herbstlichen Sonne saßen und noch Illusionen nachhingen, wie der Wähler 2 Wochen später unsere Gemeinderatsarbeit beurteilen würde. Wegen dieser Wahlen und möglichen personellen Änderungen in der Zusammensetzung der Fraktion hatten wir unseren jährlichen Ausflug, sonst Abschluß des Gemeinderatsjahres, vorverlegt in diesem Wahljahr. Erste Station unserer (Omnibus) Reise war Montreux am Genfer See. So wasserreich ist sonst kein See in Mitteleuropa (90 Milliarden Kubikmeter). "Schweizer Riviera" wird die Uferstrecke zwischen Lausanne und Villeneuve, die wir befuhren, ihrer lieblichen Landschaft und des milden Klimas wegen genannt. Hier reichen die Alpenketten bis dicht an den See heran lediglich unterbrochen durch das von Gletschern ausgeschürfte Rhonetal. Bei Villeneuve, am berühmten Schloß von Chillon, fließt die Rhone in den See, den sie bei Genf dann in Richtung Süden wieder verläßt; ähnlich wie der Rhein den Bodensee durchfließt. In der "Belle Epoque" entstanden Montreux's mondäne Hotelpaläste. Schriftsteller wie Rousseau und Voltaire, die Dichter Byron und Shelley und nicht zuletzt Madame de Stael waren die Dauergäste dort. Rousseau befand in seinen "Bekenntnissen" (1764-70) kühn, daß die Gegend um Montreux der schönste Fleck der Erde sei. Den Lockrufen der Dichter erlagen zunächst die Reichen und Schönen: der russische Hof und die preußische Aristokratie reisten nach Montreux um dort zu kuren. Auf dem mittleren Gleis des Bahnhofs standen die Sonderzüge der russischen Großfürsten. Zu beiden Seiten fuhr der Orientexpress vorbei: über Mailand und Triest nach Istanbul, über Lausanne und Paris nach London. So nah war damals schon Europa zusammengerückt. Heute ist Montreux Kongress- und Festspielstadt. Verstorbene Popidole stehen überlebensgroß in Bronze an der gepflegten Uferpromenade, dem Stolz der Stadt, deren Unterhaltung und Bepflanzung mit mehr als 1 Million Franken im städtischen Haushalt steht. Sie zieht sich am See entlang bis zum malerischen Schloß Chillon, das aus dem lo. bis 12. Jahhundert stammt und teilweise auf einer Felseninsel im See liegt. Lord Byron war - vor allem von den Kerkern so angetan, daß er seinen "Gefangenen von Chillon" schrieb, was sich für Montreux und den Genfer See als überaus werbewirksam erwies. Bis zum Kursverfall des Englischen Pfunds in den sechziger Jahren kamen über die Hälfte der Gäste von der Insel. Beim Schloß Chillon verließen wir den See und fuhren, dem Lauf der Rhone entgegen über Martigny nach Sion, der Hauptstadt des Wallis. Über ihr ragen zwei hohe Felsen auf. Der eine trägt eine Ruine, die 1788 abgebrannte Residenz der Bischöfe. Auf dem anderen breitet sich die von mächtigen Wehranlagen umgebene Kirchenburg Valeria aus. Hier wohnten die Domherren des bischöflichen Kapitels. In Sierre, dem nächsten Städtchen im Rhonetal, fallen drei Schlösser auf hohen Felsen ins Auge. Eines davon dient heute als Rathaus mit einer Erinnerungsstätte für den Dichter Rainer Maria Rilke, der 1926 in diesem Schloss gelebt und gewirkt hat .Bei Visp verließen wir das Rhonetal und fuhren nach Süden in das Saastal auf schmalen Straßen über atemberaubende Schluchten an schroff aufragenden Bergen entlang bis nach Saas Fee. Um 17 Uhr, bei unserer Ankunft, lag das Tal schon im kühlen Schatten, während auf den umgebenden Bergen die gleißende Abendsonne auf ie Schneefelder fiel und diese zum Leuchten brachte. Es war eine ganz eigenartige Atmosphäre in diesem bei uns ganz unbekannten Zwielicht. Am Abend ging es dann zurück bis Stalden und von dort in das Mattertal, zwischen dem Weisshorn (4.505 m) und dem Dom (4.545 m) hindurch. Beim Dorf Randa ist vor ein paar Jahren ein halber Berg abgebrochen und ins Tal gerutscht. Noch in Zermatt verdunkelte damals die Staubwolke den Himmel und die Druckwelle drückte Menschen auf der Straße um. Heute ist das Dorf auf der gegenüberliegenden Talseite und deutlich höher wieder angelegt. Straße und Eisenbahnlinie sind dort auch auf neuer Route verlegt und die Geröllmassen im Tal unter der neuen Straße lassen kaum mehr erahnen, welche Naturkatastrophe hier sich im letzten Jahrzehnt ereignet hat. Mit Einbruch der Dunkelheit erreichten wir das City-Hotel in Täsch, "dem Parkplatz von Zermatt", unserer gemütlichen Bleibe für zwei Nächte. Nach jeweils gutem Abendessen "revolutionierten" wir beim guten, trockenen Fendant (Schweizer Weißwein) an den langen Abenden die Leimener Kommunalpolitik im nächsten Jahrtausend, wobei auch von den mitgereisten Angehörigen zahlreiche bemerkenswerte Anregungen einflossen. Am Sonntagmorgen dann fuhren wir mit dem Zug ins autofreie ZERMATT. Am Fuße des Matterhorns auf 162o Meter liegt dieser südlichste Sommer- und Wintersportkurort der Schweiz. Eingebettet in eine imposante Bergwelt; vor rauhen Winden geschützt und durch mildes Klima privilegiert, ein autofreies Bergdorf mit teilweise museal anmutenden alten Bauernhöfen und -gehöften, aber auch tourismusgemäßer moderner Infrastruktur. Die Hotels haben ihre Elektromobile, mit denen alle Waren, das Gepäck und gehbehinderte Gäste transportiert werden.Spazierfahrten sind nur in der Pferdekutsche möglich. Im Pendelzug zwisehen Täsch und Zermatt sind extra Abteile eingerichtet für große Rolliwagen, auf die das Gepäck vom Autokofferraum umgeladen, zum Zug geschoben und in Zermatt dann vom Bahnhof ins Hotel oder die Unterkunft geschoben wird, ähnlich den Anlieferrollwagen der Supermärkte bei uns. 118 Hotels und Pensionen und l500 Ferienwohnungen können bis zu l3.000 Gäste gleichzeitig beherbergen; hinzu kommen die Tagestouristen, wie wir bespielsweise. Wir hielten uns allerdings dort nicht lange auf und fuhren mit der höchsten, frei im Gelände verlegten Zahnradbahn Europas in einer knappen Stunde zum Gornergrat, wo wir auf 3.13o m Höhe den Tag verbrachten. Der Ausblick auf das Matterhorn und das gewaltige Monte-Rosa-Massiv und all die umgebenden Viertausender war sehr eindrucksvoll (Wellenkuppe, Schallihorn,Weishorn,Rothorn,Breithorn). Jenseits des Gornergletschers unter uns die italienischen Alpen mit dem Liskamm (4.527 m), Castor und Pollux ( ca. 420o m) und dem 4.634 m hohen Monte Rosa.
Am Montagmorgen brachte uns der Bus ins Rhonetal zurück nach Brig am Fuße des Simplonpasses, einer viel befahrenen Route nach Italien, vor allem zum Lago Maggiore. Von Brig sollte uns der langsamste Schweizer Schnellzug vom Rhonetal über den Gotthard ins Rheintal bringen. Zahlreiche Baustellenampeln bewirkten, daß in Brig Zugabfahrt und Busankunft auf die Sekunde zusammenfielen, so daß eine wilde Verfolgungsjagd begann. In Mörel, dem ersten Bahnhof hinter Brig stand der Stationsvorsteher persönlich auf der Straße und winkte unseren Bus zum Bahnhof hinunter, wo der Glacier-Express stand und wartete, uns alle aufzunehmen. Nicht nur Stadtrat Veit als unser Verkehrsspezialist war fasziniert, von diesem "Kundendienst" der Schweizer Bahn. Goms nennt man das Rhonetal zwischen Brig und Gletsch, eine sehr schöne Landschaft mit vielen prächtigen Ausblicken vom Zug auf die Bergwelt und den Rhonegletscher und zuvor noch den großen Aletschgletscher, mit 17o Quadratkilometer der größte der Alpen; derzeit 22 km lang, bis zu 170 m dick und mit einer Fließgeschwindigkeit von etwa 180 m pro Jahr. Über diesem Gletscher liegt der Aletschwald, der sieben Monate im Jahr Schnee und Kälte aushalten muß und kann, was selbst Fachleute erstaunt. Lärchen, Fichten und niedriges Kleingehölz bilden diesen Wald. Auf über 2.000 Meter Höhe brachte uns der "Glacier-Express" über den Furka-Paß und Realp, über Andermatt am Gotthard-Tunnel und den Oberalp-Paß ins Rheintal hinunter nach Disentis, wo wir nach knapp dreistündiger faszinierender Zugfahrt ankamen, in Graubünden. Eine Panoramafahrt durch die Hochalpen im Herzen der Schweiz lag hinter uns. Von Brig mit 671 m im Rhonetal über Fiesch, Realp, Andermatt, die Oberalp-Paßhöhe mit 2033 m nach dem 1130 m hoch gelegenen Disentis. Bei einem zünftigen Mittagessen mit verlockendem Dessert- und Kuchenbuffet warteten wir auf unseren Bus, der für den Weg durch die Alpen einiges mehr an Zeit brauchte. Er fuhr uns dann das Rheintal hinunter bis Bad Ragaz und Sargans und fuhr dann, kurz vor Erreichen des Fürtentums Liechtenstein, wieder nach Westen ab und brachte uns vorbei am Walensee nach Rapperswil, einem mittelalterlichen Städtchen auf einer Halbinsel im Zürichsee. Das gotische Rathaus und zahlreiche vornehme Bürgerhäuser aus dem 15. Jahrhundert und ein paar alte Klöster in den Weinbergen am See entlang vermitteln eine eigenartig städtische Atmosphäre nach der beeindruckenden Zugfahrt durch die Schneeberge am Vormittag. Über Winterthur ging es dann nach Schaffhausen und ab Bad Dürrheim über die Bodenseeautobahn heimwärts. Eindrucksvoll der Sonnenuntergang auf der B 27 zwischen Randen und Hüfingen auf der Höhenstraße: im Osten Hegau und Alb im rotbraunen Sonnenlicht und im Westen die Schwarzwaldberge, zwischen denen immer wieder ein Stück roter Sonnenball hervorkommt. Am späten Montagabend auf dem Kerweplatz in St. Ilgen waren sich alle einig: mehr und Vielseitigeres kann man auf einem Dreitagesausflug kaum erleben! Hans-Henning Mohring |