Wahlprogramm 2009 - Stadtentwicklung

Stadtentwicklung

Die Bevölkerungszahl Leimens hat sich seit Beginn der achtziger Jahre verdoppelt. In den siebziger und achtziger Jahren wurde die Bebauung bis zur Grenze des Vertretbaren ausgedehnt. Neue Geschäftszentren an den Ortsrändern entstanden, aber Einzelhandelsgeschäfte in den Stadtkernen gibt es kaum noch. Der Verkehr belastet unsere Straßen in allen Ortsteilen nach wie vor – in Leimen-Mitte auch trotz der neu entstandenen Umgehungsstrassen.

Dies sind schwierige Vorbedingungen für eine positive Entwicklung der drei Stadtteile. Dennoch soll diese in die Wege geleitet werden – in Leimen-Mitte und in St.Ilgen durch vom Land geförderte „Stadtkernsanierungen“, in Gauangelloch im Rahmen der geförderten Maßnahme „Entwicklung ländlicher Raum“.

Alle drei Maßnahmen dienen den Menschen, die hier wohnen und arbeiten, insbesondere auch jenen, die hier gewerblich oder freiberuflich tätig sind. Sie sollen die Wohn-, Arbeits- und Lebensbedingungen verbessern.

Stadtkernsanierung in Leimen Mitte

Mit dem Umzug der Stadtbücherei, der Renovierung des Rathauses und der Sanierung des AWO-Gebäudes hat die Stadt selbst drei Maßnahmen im Rahmen der Stadtkernsanierung in Angriff genommen. Nun müssen weitere Schritte folgen. Wir wollen die Ansiedlung von Geschäften zu Deckung des täglichen Grundbedarfs und von Dienstleistungsbetrieben im Stadtkern wieder attraktiv machen und damit den Stadtkern beleben. Stadtverwaltung und Grundschule müssen im Ortszentrum verbleiben.

Um diese Ziele zu erreichen, wollen wir den öffentlichen Verkehrsraum im Stadtkern neu gestalten. Der Neubau der Nordostumgehung und die Anbindung des Stralsunder Ringes an die B3 haben das Ortszentrum zwar vom Verkehr entlastet. Nun ist aber eine städtebauliche Entwicklung der Rathausstraße und des Rathausplatzes zwischen Nusslocherstraße und Bärentorplatz überfällig.

Allerdings ist die Bgm.-Lingg-Straße immer noch nicht für den Verkehr freigegeben. Um die Öffnung zu erreichen, müssen die Lärmschutzmaßnahmen an dieser Strasse beträchtlich ausgeweitet werden. Vom städtebaulichen Aspekt her werden die notwendigen hohen Lärmschutzwände auch von der SPD-Fraktion als negativ beurteilt. Da dies allerdings die einzige Möglichkeit ist, die Strasse zu eröffnen, müssen wir die Kröte der hohen Lärmschutzwände an der Strasse schlucken.

Dann kann die Rathausstraße in einen Bereich umgewandelt werden, in dem Fußgänger und motorisierter Verkehr weitgehend gleichberechtigt sind. Der motorisierte Individualverkehr kann nicht ganz herausgenommen werden, da die Nusslocherstraße den dann dort fließenden Verkehr nicht aufnehmen kann und zudem Geschäfte und Dienstleitungsbetrieb Zugang durch Individualverkehr fordern.

Bei Neugestaltung des Rathausplatzes wurde mit der gelungenen Sanierung des Rathauses ein erstes positives Zeichen gesetzt. Nun soll der Platz in einen allein Fußgängern vorbehaltenen attraktiven Platz umgewandelt werden. Dieser soll durch einen Neubau abgeschlossen werden, der den Platz gegen Schulhof und Bgm.-Lingg-Straße abgrenzt. Als mögliche Nutzung können wir uns eine Palette von Möglichkeiten vorstellen, von gastronomischen Betrieben im EG über Dienstleister wie Ärzte und Rechtsanwälte bis hin zur Wohnnutzung. Bei diesem Neubau muss nach einem Investor gesucht werden, da die Stadt ein solches Gebäude nicht selbst finanzieren kann. Allerdings sollte sich die Stadt bei den Planungen ein starkes Mitspracherecht vorbehalten und z.B. darauf achten, dass die Abmessungen des Neubaus auf das Rathaus abgestimmt werden, das weiterhin den Platz prägen soll.

Wir sind dagegen, Michaelihaus und das Eckhaus Rathausstrasse/Turmgasse ersatzlos abzureißen, um einen neuen Platz zwischen Rathaus und Kirche zu schaffen. Dies wird immer wieder im Hinblick auf genügend Flächen für die Weinkerwe („Standfläche für Autoscooter“) gefordert. Wenn die beiden Gebäude durch ihre marode Substanz nicht mehr erhalten werden können, dann sollten dort neue Bauten entstehen, die sich in ihren Maßen an den bisherigen orientieren und den Rathausplatz abschließen.

Der Umbau bzw. die Anpassung des Bärentorplatzes kann auf eine spätere Phase verschoben werden. Hierfür spricht, dass der Platz erst vor kurzem umgestaltet wurde. Zudem wird die Neugestaltung dadurch erschwert, dass wir die Funktion des Platzes als Knotenpunkt des ÖPNV erhalten wollen. Hierfür eine optimale Aufteilung der Verkehrsflächen für Fußgänger, Busse und sonstigem Verkehr zu finden, erweist sich als ungemein schwierig.

Die Neugestaltung öffentlicher Flächen und Bereiche soll private Grundstückseigner dazu ermutigen, auch ihre Flächen im Stadtkern in Zusammenarbeit mit der Stadt sinnvoll entwickeln. Hier denken wir insbesondere an das Areal der ehemaligen Bergbrauerei, das Gelände von Shell-Tankstelle, Penny-Markt und alter Post, aber auch das Grundstück der früheren Schreinerei an der Römerstraße. Im Areal der Bergbrauerei und der Schreinerei ist eine überwiegende Nutzung zu Wohnzwecken (auch mit „altengerechten Wohnen“) sinnvoll, im Areal an der B3 wäre sicher eine Nutzung für einen innerstädtischen Vollversorger („Magnet“ für den Stadtkern) wünschenswert.

Dass die Frage der Parkmöglichkeiten im Stadtkern – gerade auch für die möglichen Neubauten – ein erhebliches Maß an Investitionen und städtebaulicher Planung aber auch an Fingerspitzengefühl bedarf, ist offensichtlich. Hier müssen die sich oft widersprechenden Forderungen sorgsam gegeneinander abgewogen werden.

Ortskernsanierung St.Ilgen

Die Sanierung ist zukunftsorientiert: Vergangenes ist von Bedeutung, soweit es sich auf die Zukunft auswirkt. Allein die Tatsache, dass sich viele St.Ilgener gerne an romantische Stunden im alten „Adler“-Festsaal erinnern, rechtfertigt noch nicht die Sanierung dieses Gebäudes. Ein erweiterter „Kaiser-Adler“ mit Biergarten zur Straße hin genügt im Zentrum.

Die „Alte Fabrik“ wird derzeit vom Heimatmuseum, dem TTC Schwarz-Gold und dem SSV Sport-Schützen-Verein genutzt. Diese Nutzung soll erhalten bleiben, allerdings bedarf das Gebäude einer Sanierung. Einfachverglasung der Fenster, fehlende Wand- und Dachisolierung und schiefe Treppenstufen sprechen für sich.

Die demografische Entwicklung erfordert vermehrt Wohnraum, der älteren Menschen ein selbstbestimmtes Dasein ermöglicht. Die Sanierung soll dem Rechnung tragen und betreutes Wohnen in Zentrumsnähe ermöglichen. Die neue Freifläche neben dem „Kaiser“ wäre ein geeigneter Standort, damit soll aber die Suche nach anderen Standorten nicht ausgeschlossen sein. Einer genauen Untersuchung bedarf das Modell Mehrgenerationenhaus. Hier sollte man Erfahrungen aus bereits vorhandenen Häusern sammeln und auswerten. Auch für junge Familien können wir uns Alternativen zu den eintönigen Reihenhausanlagen vorstellen.

Die Platzgestaltung und Verkehrsberuhigung im Bereich des Friedrichsplatzes sind beschlossen. Noch nicht abschließend entschieden sind Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung in der Kleinen Bahnhofstraße. Der derzeitige Zustand ist auf Dauer nicht akzeptabel, wir dürfen aber nicht außer Acht lassen, wie sich Maßnahmen auf Leimbach- und Theodor-Heuss-Straße auswirken.

Die Theodor-Heuss-Straße muss ihren Charakter als Rennstrecke und Trennung des Ortszentrums verlieren. Wir können uns eine Integration in die Platzkonzeption – Europaplatz, Hugo-Mayer-Platz, Parkplatz vor Metzgerei und Bäckerei – vorstellen. Ideal ist eine Verkehrsberuhigung zwischen der Einmündung Kleine Bahnhofstraße und dem geplanten Neubau westlich vom „Deutschen Kaiser“. In diesem Bereich ist eine konzentrierte Ansiedlung von Geschäften für den täglichen Bedarf mit Parkmöglichkeiten für Kurzzeitparker vorzusehen.

Ist die Verkehrsberuhigung als Kreisstraße nicht zu verwirklichen, ist die Herabstufung zur Ortsstraße anzustreben. Mit der Verbindungsstraße zwischen „Schwarzer Brücke“ und L 598 hat die Theodor-Heuss-Straße ihre überörtliche Funktion endgültig eingebüßt.

Fußwege sollen überall so breit sein, dass sich Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwägen begegnen können. Wo dies räumlich an Grenzen stößt – Weberstraße, „Bachgäßl“ – sind verkehrsberuhigte Bereiche zu planen. Wichtig ist für uns auch, dass die Barrierefreiheit im gesamten Stadtteil sichergestellt wird, wobei uns bewusst ist, dass dies im Bürgeramt nur mit erheblichen Investitionen möglich sein wird. Auch die dringend erforderlichen Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sollen vorgesehen werden.

Ortsentwicklung in Gauangelloch und Ochsenbach

In Gauangelloch wird binnen kurzem mit dem Umbau der Kirchstrasse begonnen. Auch der Neubau der Sporthalle ist bereits beschlossen. Als nächster Schritt sollte die Planung einer Aussegnungshalle auf dem alten Friedhof auf den Weg gebracht werden - wobei wir davon ausgehen, dass das bisherige Friedhofsgelände mit kleinen Erweiterungen noch für längere Zeit für Gauangelloch genügt.

In Gauangelloch und Ochsenbach sollte das Ortsbild erhalten werden und deshalb nur eine maßvolle Bebauung innerhalb der Orte erfolgen. Die in der Ortsmitte entstandenen Gebäude sind für uns kein Vorbild für die Zukunft. In Haupt- und Ochsenbacherstraße sind verkehrsberuhigende Maßnahmen notwendig, um Wohnqualität und Sicherheit zu erhöhen.

Obwohl wir wissen, dass die Möglichkeiten der Stadt beschränkt sind, wollen wir untersuchen, mit welchen städtischen Maßnahmen sich die Einkaufsmöglichkeiten in Gauangelloch verbessern lassen.


Erarbeitet von:
Dr. Peter Sandner, Petra Töpper und Karl-Heinz Wagner, Klaus Dreher