Wahlprogramm 2004 - Kultur, Sport und Vereine

Die ehrenamtliche Tätigkeit in Vereinen erhält in unserer auf persönliche Selbstentfaltung und Eigeninteressen ausgerichteten Gesellschaft einen immer geringeren Stellenwert; es wird für Vereine schwieriger, Mitglieder zu finden, die sich ehrenamtlich engagieren. Hier gilt es gegenzusteuern.

Kulturelle Aktivitäten geraten immer mehr unter den Druck, nach rein kommerziellen und finanziellen Maßstäben beurteilt zu werden. Angesichts dieser Tendenzen ist im Bildungs- und Kulturbereich Handlungsbedarf dringend geboten.

Für uns Sozialdemokraten ist Kooperation eine zentrale Antwort auf die Zukunftsfragen, die sich unseren Gemeinden stellen. Die Krise der öffentlichen Haushalte ist dabei ein bedeutender Faktor. Er zwingt uns letztlich zur Zusammenarbeit, auch wenn wir völlig unterschiedlich oder auch gar nicht von ihr betroffen sind. Denn wenn Ober- und Mittelzentren ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen können, trifft dies auch die Umlandgemeinden.

Wofür wir uns einsetzen wollen:

  • Die Vereine erfüllen wichtige soziale Funktionen. Vom Kind bis zum Ruheständler, ob Hobbykünstler oder Leistungssportler, alle finden in Vereinen mit sozialen Aufgaben, in Kultur-, Musik- und Gesangsvereinen und Sportvereinen ein vielseitiges Angebot für soziales Engagement, für künstlerische und sportliche Betätigung. Ohne ehrenamtliche Mitarbeit von Funktionsträgern und Helfern sind diese Vereine aber nicht lebensfähig. Das Ehrenamt bedarf der besonderen Anerkennung und Förderung - auch durch die Stadt.
  • Sozialaufgaben, Kultur und Sport sind finanziell von den Vereinen allein nur schwierig zu tragen. Daher muss die Stadt einspringen und durch das VZP und die Bereitstellung von geeigneten Räumen und Sportstätten Hilfe leisten - zumindest Hilfe zur Selbsthilfe.
  • Für Kinder und Jugendliche ist die künstlerische sportliche Betätigung ein wichtiger Ausgleich für Computer und Fernsehen. Fairness, Toleranz und Teamarbeit werden gefördert. Das VZP sollte daher Bereich bevorzugt auf eine Jugendförderung umgestellt werden. Allerdings muss auch weiterhin ein angemessener Anteil der finanziellen Förderung der Jugend auch in die städtische offene Jugendarbeit fließen, da die Jugendarbeit von Vereinen bei weitem nicht alle Jugendlichen erreicht.
  • Im sportlichen Bereich kann das VZP fast voll auf reine Jugendförderung umgestellt werden. Hierbei ist den Sportvereinen eine vernünftige Übergangsfrist einzuräumen, in der sie sich auf das neue Förderungssystem einstellen können.
  • Im sozialen und kulturellen Bereich ist allerdings zusätzlich auch eine von der Jugendarbeit unabhängige Förderung im VZP notwendig. Allerdings muss auch hier verstärkt das Prinzip der nachrangigen Förderung gelten, d.h. die Vereine müssen ihre Kosten zunächst durch Mitgliedsbeiträge, Eintrittsgelder und Sponsoren bestreiten. Erst danach kommt eine städtische Förderung in Betracht, die auch in Relation zu anderen Geldquellen stehen muss.
  • Die städtische Jugendbetreuung ist in allen Ortsteilen sicherzustellen und an sozialen Brennpunkten auszubauen. Neben sportlichen Aktivitäten sollen auch hier verstärkt künstlerische und musische Aktivitäten gefördert werden.
  • Stadtbücherei, Musikschule und Volkshochschule bieten der am Kulturleben interessierten Bevölkerung ein abwechslungsreiches und für die Größe Leimens angemessenes Programm. Allerdings ist die Organisationsform in Form eines Vereins für diese drei Einrichtungen zu überprüfen. Insbesondere sollte geprüft werden, ob es nicht sinnvoll ist, die VHS, Musikschule und Stadtbücherei in den städtischen Haushalt zurückzuführen. Nur so kann sichergestellt werden, dass über alle wesentlichen Punkte dieser Einrichtungen (Einnahmen und Ausgaben, Auslastung und Kostenanteile von Nutzern und Zuschussgebern) öffentlich - und nicht im geschlossenen Zirkel eines Vereinsvorstandes - beraten und beschlossen wird.
  • Alternativ ist der Zusammenschluss der VHS und der Musikschule mit anderen ähnlichen Einrichtungen in unserer Region zu prüfen. In enger Zusammenarbeit mit benachbarten Musikschulen könnte z.B. die Talentförderung verbessert und ausgebaut werden.
  • Auswärtige und lokale Theatergruppen, Kabaretts und musikalische Darbietungen von lokalen Vereinen und auswärtigen Künstlern bereichern das Kulturleben. Für sie sind Räume und Geldmittel bereit zu stellen. Hierbei sollte auch die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen in unserer Region genutzt werden. Koordination und Abstimmung von Theater-, Kleinkunst-, Musik-Aufführungen und Ausstellungen in unserer Region. Hierbei kann die Zusammenarbeit von einer gemeinsame Organisation für kulturelle Ereignisse (z.B. gemeinsame Vertragsverhandlungen und Vertragsabschlüsse mit Theater- oder Konzertagenturen) über rollierende Aufführungsstätten (eine Reihe von Theater- oder Musikaufführungen an verschiedenen Orten) bis hin zu gemeinsamen Abonnements reichen.