Wahlprogramm 1999 - Stichwort: Personalkosten

Vor zehn Jahren, als Leimen noch nicht Große Kreisstadt war und etwa 19.000 Einwohner zählte, war das Haushaltsvolumen etwa bei 80 Millionen DM. Heute, bei gut 23.000 Einwohnern, sind es knapp 100 Millionen DM. Vor 10 Jahren kam etwa auf 50 Einwohner rechnerisch ein Vollzeitbeschäftigter in Gemeindediensten. Die Personalkosten lagen damals etwas über 10 Millionen, die sächlichen Verwaltungsaufwendungen betrugen nochmals knapp 10 Millionen; zusammen also rund 20 Millionen für knapp 20.000 Einwohner.

Heute belaufen sich die Personalausgaben auf rund 20 Millionen und die sächlichen Ausgaben dazu auf fast 14 Millionen. Heute kommt auf etwa 100 Einwohner rechnerisch ein vollzeittätiger Gemeindebediensteter.

Je größer der Betrieb, je höher der Umsatz, desto geringer sind die relativen Kosten lautet die heute weltweit herrschende wirtschaftliche Erkenntnis, die als Begründung für die überall angestrebten und meist auch verwirklichten Fusionen herangezogen wird. Das angebliche Allheilmittel heißt Rationalisierungseffekt.

20 % Einwohnersteigerung und zeitgleich 20 % Haushaltsvolumensteigerung bedingen 100 % Personalkostensteigerung und 40 % Sachkostenvermehrung. Eine etwa 100 %-ige Qualitätssteigerung kann wirklich niemand behaupten; manche meinen sogar subjektiv, die Qualität der Verwaltungsleistungen sei heute eher schlechter zu bewerten als vor 10 Jahren.

Fast alle wirtschaftlich geführten Betriebe meinen heutzutage: wenn ernsthaft konsequentes Sparen angesagt ist, muß bei den Personalkosten angesetzt werden, weil gerade bei uns in Deutschland qualifizierte Arbeit eben teurer ist, teurer als in vielen Nachbarländern.

Wir Sozialdemokraten in Leimen wollen keinem Gemeindebediensteten den Arbeitsplatz wegnehmen und auch niemandem seine verdiente Vergütung mißgönnen oder gar kürzen. Aber wir wollen ohne Stellenvermehrung und ohne jede weitere Personalkostensteigerung den ständig lauter und intensiver werdenden Klagen der Verwaltungsspitzen entgegenwirken, daß die vorhandenen Aufgaben mit dem vorhandenen Personal einfach nicht (besser) zu bewältigen seien.

Gut, effektiv und leistungsstark arbeitet nach unseren Erfahrungen, wer seine Arbeit gerne und mit Freuden verrichtet. Dies wiederum wird durch Lob, Erfolgserlebnisse und Ansporn durch Vorgesetzte erreicht, besonders natürlich in hierarchisch aufgebauten Betrieben (nach stufenmäßiger Rangfolge aufgebauten Arbeitsstätten).

Wer sich in seine Tätigkeit eingearbeitetet hat, wer sein berufliches Umfeld (keiner arbeitet nur für sich alleine) kennengelernt hat und mit ihm erfolgreich umzugehen gelernt hat, wessen spezielle Berufs- und Menschenerfahrung an seinem Arbeitsplatz gewachsen ist, der bringt nach unseren Erfahrungen doppelt so viel Leistung wie ein noch so gut ausgebildetes —Allroundgenie., das ständig mit neuen Aufgaben konfrontiert wird, sobald es sich in die alten erfolgreich eingearbeitet hat.

Wenn bei den Bediensteten der Stadt Leimen die Aufgaben nach deren Neigungen und Interessen zugeteilt würden, würden mit dem vorhandenen Personal noch bessere Leistungen und ein geringerer Krankenstand erreicht!

Hans-Henning Mohring